KommentarFrankfurter Volksbank expandiert

Fusionen am Fließband

Der Zusammenschluss von Frankfurter Volksbank und Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg folgt einem jahrzehntelangen Fusionstrend in der Bankenlandschaft. Der Hang zur Größe birgt auch Gefahren für Kundenbindung und Markenkern.

Fusionen am Fließband

Frankfurter Volksbank

Fusionen
am Fließband

Von Tobias Fischer

Der M&A-Rummel hält an. Der Hang zur Größe auch von Regionalbanken birgt jedoch Risiken.

Die Frankfurter Volksbank hat seit 1990 statistisch betrachtet alle anderthalb Jahre eine Fusion zustande gebracht. Zusammenschluss Nummer 22 mit der Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg ist auf dem Weg. Nachdem sie Fusion Nummer 21 vergangenes Jahr mit der Rüsselsheimer Volksbank unter Dach und Fach brachte, hat sich die Frankfurter Volksbank den Namenszusatz „Rhein/Main“ verpasst, um zu unterstreichen, in nahezu der gesamten Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main unterwegs zu sein. Das Geschäftsgebiet wird sich nach dem im nächsten Jahr geplanten Zusammenschluss vom mittelhessischen Löhnberg bei Weilburg im nördlichsten Zipfel bis zum unterfränkischen Klingenberg am Main im südlichsten Punkt erstrecken.

Deutschlands künftig zweitgrößtes genossenschaftliches Primärinstitut bringt Stand Jahresende 19,2 Mrd. Euro auf die Waagschale. Im Rhein-Main-Gebiet tummeln sich weitere Schwergewichte: so die erst vor Kurzem durch eine Fusion hervorgegangene Volksbank Darmstadt Mainz, mit einer Bilanzsumme von mehr als 14 Mrd. Euro drittgrößte Volksbank der Republik, die in Gießen ansässige Volksbank Mittelhessen mit annähernd 11 Mrd. und die Wiesbadener Volksbank mit 8 Mrd. Euro. Fusionen sind in allen Säulen des Bankwesens seit Jahrzehnten zu beobachten. Bestanden vor 20 Jahren noch knapp 2.500 Banken und Sparkassen in Deutschland, so sind es nun gut 1.000 weniger. Allein im vergangenen Jahr verschwanden nach Angaben der Bundesbank 61 Institute.

Die im Bankensektor grassierende Fusionitis ist unvermeidlich, wollen Banken im Wettbewerb bestehen. Kleinen, unspezialisierten Instituten gerade im genossenschaftlichen und im Sparkassensektor fällt es immer schwerer, sich zu behaupten, angesichts stetig steigenden Regulierungsaufwands und zunehmender Schwierigkeiten, qualifizierten Nachwuchs zu finden.

Großinstitute in den beiden Säulen müssen aber aufpassen, Markenkern und Kundschaft nicht in immer ausgedehnteren Geschäftsgebieten zu verlieren bzw. zu entfremden. Deutschlands flächenmäßig größte Sparkasse etwa, die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam, bedient ein Geschäftsgebiet von 11.000 Quadratkilometern – so groß wie halb Hessen. Kein Wunder, dass Groß- und Sprungfusionen im Sparkassenlager, also Zusammenschlüsse über nicht aneinandergrenzende Geschäftsgebiete hinweg, bereits den Landkreistag auf den Plan gerufen haben. Die berechtigte Sorge: Mega-Gebilde schnüren Nachbarn die Luft ab, Wirtschaftsregionen sind nicht mehr mit kommunalen Gebietsstrukturen kompatibel, Kundennähe geht verlustig.

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