Hauptstadt der Fotografie
Notiert in Paris
Hauptstadt der Fotografie
Von Gesche Wüpper
Paris ist bekanntlich ein Fest fürs Leben. Das hat Paris Photo gerade bewiesen. Die größte Fotomesse der Welt hat sich von dem Ausgang der US-Wahlen nicht die Laune verderben lassen. Im Gegensatz zum ersten Wahlsieg Donald Trumps 2016, als einige Sammler ihre Teilnahme abgesagt haben, nachdem Paris Photo ein Jahr zuvor nach den Attentaten am 13. November 2015 aus Sicherheitsgründen vorzeitig hatte schließen müssen. „Ja, die Aktualität ist häufig unheilvoll, es gibt aber dennoch Gründe zu hoffen“, schrieb die linksliberale Zeitung „Libération“ nun, als sie eine Auswahl von Artikeln mit positiven Inhalten vorstellte, darunter einen über die Messe.
Während es die Seeleute am Wochenende zum Start der berühmten Einhandregatta Vendée Globe ins westfranzösische Les Sables d’Olonne zog, standen die Sehleute vor dem frisch renovierten Grand Palais in einer Hunderte Meter langen Schlange für die Fotomesse an. Dort war auffallend viel Englisch zu hören. Immerhin stammten gut 40% der 7.000 Sammler, die genau wie Vertreter von Museen und Stiftungen für Paris Photo angereist waren, aus dem Ausland. Mit 80.000 Besuchern innerhalb von fünf Tagen hat die Messe einen neuen Besucherrekord aufgestellt, obwohl der reguläre Eintritt während der Woche pro Person mittlerweile 32 Euro kostet, am Wochenende sogar 34 Euro.
Markt im Umbruch
Allerdings gab es dafür an den Ständen der 195 Galerien und 45 Verlage aus 34 Ländern auch viel zu sehen, darunter auffallend viele schwarz-weiß Klassiker in eher kleineren Größen, nachdem in den letzten Jahren Farbfotografien und Zeitgenössisches in großen Formaten dominiert hatten. Einer der Gründe ist sicherlich, dass diesmal gleich zwei 100. Geburtstage im Mittelpunkt standen: Der des Fotografen Robert Frank und der des Surrealismus, den der Regisseur Jim Jarmusch als Kurator mit seiner persönlichen Auswahl an Werken gefeiert hat.
Vielleicht ist diese Tendenz auch der Tatsache geschuldet, dass sich der Markt für Fotografie gerade im Umbruch befindet. Die Flut an digitalen Bildern und die Inflation von Smartphones innerhalb des letzten Jahrzehnts hätten zu Befürchtungen geführt, die im Vergleich zu Kunst ohnehin sehr viel weniger spekulativen Preise könnten weiter sinken, meinen Branchenkenner. „Der Markt ist gereift“, sagt Jonas Tebib, früher Chef der Fotografie-Abteilung von Sotheby’s und Berater von Sammlern. „Außergewöhnliche Abzüge werden immer seltener.“
Preise bis zu 500.000 Euro
Da Fotoversteigerungen zuletzt weniger einbrachten, haben große Häuser diesmal keine Auktionen in Paris während der Messe abgehalten. Die Galerien aus dem Secteur Principal hätten exzellente Ergebnisse erzielt, berichten die Veranstalter von Paris Photo. So hat Pace Fotos von Irving Penn, Peter Hujar, Robert Rauschenberg und Robert Frank zu Preisen bis zu 350.000 Euro verkauft, Fraenkel Werke von Hiroshi Sugimoto für 20.000 bis 500.000 Euro. Für den kleinen Geldbeutel gab es aber schon Fotos ab 300 Euro im Angebot.