KommentarHauptversammlung der Pfandbriefbank

Auf der Suche nach dem Aktionär

Zufallsmehrheiten sind ein Risiko, wenn die Präsenz in Hauptversammlungen zu stark sinkt. Die Verwaltung der Deutschen Pfandbriefbank muss gegensteuern.

Auf der Suche nach dem Aktionär

Wollten Sie schon immer mal den Sitz einer richtig großen deutschen Bank verändern? Oder den Vorstand schurigeln? Oder irgendeinen anderen Unsinn tun, nur weil Sie Lust dazu haben? Eine so gute Gelegenheit wie am Mittwoch kommt so schnell nicht wieder. Mit ein paar Dutzend Millionen Euro – ich bitte Sie, ein Schnäppchen, da musste Elon Musk für sein Spielzeug Twitter ganz anders hinlangen – hätten Sie bei der Deutschen Pfandbriefbank durchregieren können. Die Marktkapitalisierung des Kreditgebers für gewerbliche Immobilien ist sowieso im Keller, und nun nahmen nur 11% des Grundkapitals an der Hauptversammlung (HV) teil.

Pfandbriefbank

Auf der Suche nach dem Aktionär

Von Michael Flämig

Zufallsmehrheiten sind in einer solchen Konstellation Tür und Tor geöffnet. Die Verwaltung der Deutschen Pfandbriefbank ist glimpflich davongekommen. Die Aktionäre segneten die meisten Tagesordnungspunkte mit den üblichen HV-Mehrheiten ab, nur die Billigung des Vergütungsberichts landete mit 66% Zustimmung darunter. Nichts passiert, könnte man also sagen.

Trotzdem erstaunt die geringe Präsenzquote. Es sind relativ viele Privataktionäre an Bord, doch machen sie in Hauptversammlungen sowieso nie den Kohl fett. Vielmehr hat sich offenbar bei der Deutschen Pfandbriefbank eine Riege von institutionellen Investoren zusammengefunden, die eine aktive Teilnahme an Corporate Governance eher scheut. Der Aktionärskreis ist ohnehin speziell. Dass Goldman Sachs rund 13% des Grundkapitals in Form von Optionen hält, weist auf Miteigentümer hin, die Tageslicht für eine störende Sache halten.

Die Verwaltung der Deutschen Pfandbriefbank ist nun gefordert. Die Präsenz muss schnell wieder auf ein Stabilität sicherndes Niveau gesteigert werden. Viele deutsche Aktiengesellschaften haben in den vergangenen Jahren mit weit höheren Teilnahmequoten gezeigt, dass dies möglich ist. Letztlich ist auch die Frage, ob der Kreditgeber sein Aktionärstreffen inmitten der ersten Immobilienkrise seit der Finanzkrise nicht lieber als Präsenzveranstaltung hätte abhalten sollen.

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