KommentarSparkassen-Finanzgruppe

Heckmeck um die Nord/LB

Der hessen-thüringische Sparkassenverband hegt Sympathien für den Ausstieg aus der Nord/LB. Verbandschef Stefan Reuß befeuert damit die Diskussion in der S-Finanzgruppe über die Ausrichtung der Landesbank im Norden.

Heckmeck um die Nord/LB

S-Finanzgruppe

Heckmeck um die Nord/LB

Von Tobias Fischer
Von Tobias Fischer

Die seit Wochen anhaltende Debatte in der Sparkassen-Finanzgruppe über die Zukunft der Nord/LB ist um einen Beitrag reicher. Nach dem ostdeutschen hat nun auch der hessisch-thüringische Sparkassenverband Sympathien für einen Ausstieg aus der Nord/LB erkennen lassen. Vorstellbar sei, sich der über eine Treuhändergesellschaft des DSGV gehaltenen Anteile zu entledigen, wenn das Land Niedersachsen ein Angebot unterbreiten würde, bekundete der Chef des Regionalverbands SGVHT, Stefan Reuß, gegenüber Bloomberg.

Das wäre eine interessante Wendung. Im Zuge der vor Jahren vom obersten Sparkassen-Präsidenten Helmut Schleweis angestoßenen Idee eines Sparkassen-Zentralinstituts war von den Befürwortern, zu denen auch Reuß’ Vorgänger Gerhard Grandke gehörte, der umgekehrte Weg propagiert worden: Die Sparkassen hätten demnach die Anteile der Bundesländer rauskaufen sollen, war doch deren Einbindung in ein solches Haus, dessen Nukleus in ersten Gedankenspielen Helaba und Deka hätten bilden sollen, als unerwünscht erachtet worden. Derzeit gilt das Projekt in der Gruppe allerdings ohnehin als erledigt, ungeachtet mancher offizieller Durchhalteparolen.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hatte jüngst beim Deutschen Sparkassentag in Hannover die Idylle gestört, indem er mit der Aufkündigung der Kooperation mit den anderen Trägern der Nord/LB drohte, sollte nicht alsbald eine Lösung über die weitere Verfahrensweise herbeigeführt werden. Was genau Weil meinte, darüber wird weidlich spekuliert. Vielfach waren seine Worte so interpretiert worden, dass Niedersachsen Sparkassen-Anteile aufkauft. Das Bundesland will sich als grünes Vorzeigeland hervortun und dafür die Nord/LB als potenten Energiewende-Finanzierer aufbauen. Aktuell knapp 58% hält Niedersachsen seit der gemeinschaftlichen Rettung der Landesbank im Jahr 2019 an der Nord/LB, weitere gut 6% Sachsen-Anhalt. Die restlichen 36% sind in Sparkassen-Hand.

Der Wachstumskurs der Nord/LB und angedachte hohe Investitionen in die IT-Banksteuerung kommen in der Sparkassen-Finanzgruppe verständlicherweise nicht überall gut an, zumal nach der Rettungsaktion Schrumpfkurs und Risikominimierung vereinbart worden waren. Mit seinem Vorstoß geht Reuß weiter auf Distanz zur Nord/LB. In Hessen und Thüringen dürfte sich das Interesse an einer allzu stark gedeihenden Nord/LB, die der eigenen Landesbank Konkurrenz macht, in Grenzen halten, zunehmende Kooperation im Landesbankensektor hin oder her.

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