Heiße Gemüter im eisigen Business
Notiert in Frankfurt
Heiße Gemüter im eisigen Business
Von Lutz Knappmann
Oh mein Gott! Eine solche Hiobsbotschaft – und das mitten im Sommer! Als ob das Eis-Business im Rhein-Main-Gebiet nach dem Streit um die Nachfolgelösung für eine Frankfurter Kult-Eisdiele nicht ohnehin schon in Aufruhr gewesen wäre. Plötzlich tauchten auch noch Gerüchte auf, der Speiseeiskonzern Langnese könnte sein Werk im südhessischen Heppenheim schließen. Eine Nachricht, die die Gemüter vieler um ihre Eisversorgung, vor allem aber um ihre Arbeitsplätze bangender Menschen endgültig, nun ja, erhitzte.
Tatsächlich hat die Langnese-Mutter Unilever unlängst angekündigt, ihr Eiscremegeschäft in eine eigenständige Firma ausgliedern zu wollen. Was umgehend Spekulationen über die Zukunft der Heppenheimer Fabrik und ihrer rund 600 Mitarbeitenden auslöste. Immerhin ist der Standort einer der größten im Langnese-Konzern – und von den im Zuge der Ausgliederungspläne gefährdeten 7.500 Arbeitsplätzen entfällt fast die Hälfte auf Europa. Dio mio!
Rasch aber, mitten im hessischen Teilzeit-Hochsommer, hat sich die Aufregung wieder abgekühlt. Vor wenigen Tagen gab Unilever Entwarnung: Die südhessische Langnese-Fabrik, die nach eigenen Angaben rund 1,5 Milliarden Portionen Eiscreme pro Jahr herstellt, ist nicht gefährdet. Schließlich habe der Konzern gerade erst erheblich in das Magnum-Stieleis-Epizentrum investiert, was Unilever als langfristiges Commitment für den Standort Heppenheim verstanden wissen möchte.
Auch der Eisdielen-Zank im Frankfurter Nordend hat mittlerweile eine gütliche Lösung gefunden: Im vergangenen Herbst schloss nach beinahe 50 Jahren die weit über das Stadtviertel hinaus berühmte Institution „Eis Christina“. Zum Abschied säumten eindrucksvolle Kundenschlangen die Eckenheimer Landstraße und signalisierten neben der Trauer um „Christina“ auch: Das Nordend braucht eine Nachfolgediele, die die gewohnt hochqualitative Eisversorgung des beliebten und bunten Stadtviertels dauerhaft sicherstellt.
Interessenten fanden sich schnell. Ein junges Pächter-Paar übernahm das Ladenlokal, die Mehrheit der früheren Mitarbeitenden und den Namen. Als „Gelateria Christina“ eröffnete im Mai eine neue Eisdiele am alten Ort. Was als Hommage an den Kult-Vorgänger gemeint war, stieß bei vielen Kunden, vor allem aber bei der früheren Pächterfamilie auf ausgeprägtes Missfallen. Die ursprünglichen Christina-Betreiber fühlten sich ihrer Traditionsmarke beraubt – und schalteten Juristen ein.
Nach einigem öffentlichkeitswirksamen Gerangel fiel die Lösung am Ende recht pragmatisch aus: Seit einigen Tagen heißt die Eisdiele nun „Gelateria Dio Mio“. Ergebnis: Gründer zufrieden, neue Pächter zufrieden, Kunden zufrieden.
Vergessen ist all die Aufregung, die hessische Eisliebhaber-Welt ist wieder in Ordnung. Arbeitsplätze und Erfrischungsversorgung sind gleichermaßen gesichert. Gott sei Dank!