KommentarBondprimärmarkt

Hoch und viel oder niedrig und wenig?

Sollen Leads lieber mit hohen Spreads bei neuen Bonds ins Rennen gehen und später stärker einkürzen, oder sollen sie lieber niedrigere Spreads ansetzen und diese später weniger stark zurücknehmen?

Hoch und viel oder niedrig und wenig?

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Hoch und viel oder
niedrig und wenig?

Von Kai Johannsen

Bondinvestoren kennen es nur zu gut, denn es ist in jüngerer Vergangenheit häufiger zu beobachten gewesen. Und das Thema ist auch auf der diesjährigen ICMA (International Capital Market Association) Covered Bond Investor Conference diskutiert worden, und zwar durchaus kontrovers. Da gehen Leads mit einem neuen Bond an den Start, für den die ersten preislichen Überlegungen (Initial Price Thoughts, IPT) auf zum Beispiel 15 Basispunkte (BP) lauten, was im dann aktuellen Marktumfeld für den jeweiligen Namen aus Anlegersicht als attraktiv, sprich hoch angesehen wird. Anleger legen ihre Orders herein. Weil sie aber wissen, dass es ein attraktiver Spread ist und weil bei attraktiven Spreads fast immer eine gute Orderlage entsteht, legen sie von vornherein eine höhere, sagen wir doppelt so hohe Order wie eigentlich gewollt bei den Leads in die Bücher. Inflationierung nennt man das gern. Aufgrund der hohen Nachfrage kann es sich der Emittent leisten, den Spread einzukürzen, zum Beispiel deutlich auf 8 BP. Dann wird in der Zuteilung stark rationiert, jeder bekommt zum Beispiel nur die Hälfte seines Ordervolumens oder weniger. Und alles zu einem deutlich zurechtgestutzten Spread im Vergleich zu den IPT.

Von Investoren wurde hierzu angemerkt, dass es ja auch anders geht. Natürlich: Man kann die IPT auch gleich niedriger bei 10 BP ansetzen. Wahrscheinlich werden die Orders dann nicht oder nur wenig inflationiert sein. Dann wird der Spread nur wenig eingekürzt, zum Beispiel wiederum auf 8 BP. Das wird wiederum manchen Anleger überraschen, der aufgrund der jüngeren Erfahrung aus dem Markt damit gerechnet hatte, dass der Spread wohl wieder stark eingekürzt wird, was dann aber nicht der Fall ist. Es kommen dann aber auch nicht mehr die sehr hohen Ordervolumina oder gar Rekordorderbücher zusammen. Und es wird auch nicht so stark bzw. in manchen Fällen vielleicht gar nicht rationiert. Welche Vorgehensweise einem eher beliebt, ist rein subjektiv. Aber aus der Vorgehensweise – der einen oder der anderen – zu schließen, dass die Leads nicht wissen, wo der Markt handelt, ist eine unzulässige Schlussfolgerung.

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