Notiert inWiesbaden

Im Museum Reinhard Ernst ist Farbe alles

In Wiesbaden wird am 23. Juni das Museum Reinhard Ernst für abstrakte Kunst eröffnet. Im Neubau des renommierten Architekten Fumihiko Maki werden etwa 60 meist großformatige Kunstwerke weltbekannter Künstler teilweise erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

Im Museum Reinhard Ernst ist Farbe alles

Notiert in Wiesbaden

Farbe ist alles

Von Thomas List
Von Thomas List

Es hat lange gedauert bis zur Eröffnung des Museums Reinhard Ernst (MRE) in Wiesbaden. Drei Jahre Planung und fünf Jahre Bauzeit, wie der Museumsstifter Reinhard Ernst auf der Eröffnungs-Pressekonferenz am 20. Juni im neu errichteten Museumsbau an Wiesbadens Prachtmeile, der Wilhelmstraße, sagte. Es bietet einen höchst eindrucksvollen Querschnitt durch die abstrakte Kunst nach 1945 – aus Europa, den USA und Japan. Errichtet wurde das Museum von der Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung für über 80 Mill. Euro. Sie wird auch dauerhaft für dessen Unterhalt aufkommen.

60 Kunstwerke

Alle rund 60 ausgestellten Kunstwerke stammen aus der Sammlung Reinhard Ernst, die er im Laufe von rund 40 Jahren auf der ganzen Welt gesammelt hat. Gezeigt werden in sieben höchst unterschiedlich geschnittenen Räumen meist großformatige Werke weltbekannter Künstler wie Helen Frankenthaler, Hans Hartung, Judit Reigl, Shinoda Tōkō und Frank Stella. Die Darstellungsform reicht von Ölfarbe, Aquarell, Tusche, Lack bis hin zu Glas, Fotografie und als Plastik in Stahl oder Bronze. Die Eröffnungspräsentation „Farbe ist alles“ macht ihrem Motto alle Ehre und zeigt viele Kunstwerke des Mäzens erstmals der Öffentlichkeit. Nach etwa zwei Jahren sollen einige durch andere Spitzenwerke aus Ernsts Fundus ersetzt werden.

Die erste Sonderausstellung des MRE (bis 9. Februar 2025) widmet sich dem Werk des erst kürzlich verstorbenen japanischen Architekten Fumihiko Maki. Der Prizker-Preisträger hat weltweit viele Gebäude errichtet, so das 4 World Trade Center in New York, aber auch Museen gebaut. In Wiesbaden steht sein zehntes Museum – das Einzige in Europa. Der moderne weiße Bau fügt sich gut in die Gründerzeitumgebung ein.

Spezielles Angebot für junge Menschen

Ernst ist es ein besonderes Anliegen, seine inzwischen etwa 900 Kunstwerke umfassende Sammlung – durchgehend abstrakte Kunst, die nach 1945 entstanden ist – allen, gerade auch jungen Menschen zugänglich zu machen. „Dieses Haus gehört der Kunst, und die Kunst gehört allen“, lässt er sich anlässlich der Eröffnung am 23. Juni zitieren (bereits ausverkauft; reguläre Eröffnung am 25. Juni ab 12 Uhr). Er sieht sich als Sammler in der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. „Private Sammler können die Kunstwerke besitzen – aber sie sollten sie einem großen Publikum zugänglich machen.“ Für seine Verdienste in Bildung, Kunst, Kultur und dem Denkmalschutz wurden Reinhard Ernst und seine Frau Sonja vor wenigen Tagen mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Gründungsdirektor Oliver Kornhoff bezeichnete das MRE als einen „kunstvollen Bau und Bau voller Kunst“. Ein Museum stifte Gemeinschaft. „Wir wollen hier einen Ort des Lernens, des Staunens und der Begegnung schaffen.“ Das neue Haus soll „dazu beitragen, Kunst und Kultur als jenes Bindemittel erfahrbar zu machen, das unsere Gesellschaft zusammenhält: Museum building is community building.“

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