Die Fußballsaison ist in Deutschland also beendet? Alle Tore in der Nachspielzeit gefallen? Alle Titel vergeben? Alle Relegationsspiele absolviert? Alle Abstiege verarbeitet? Nicht ganz. In Berlin wird der ein oder andere Fußballschuh noch geschnürt und ist das ein oder andere Flutlicht noch nicht erloschen. Der FC Bundestag zum Beispiel hat bis zur parlamentarischen Sommerpause immerhin noch drei Spiele vor der Brust. Und da gilt es für das Team, das sich aus allen sechs aktuell im Bundestag vertretenen Fraktionen zusammensetzt, endlich einmal wieder zu gewinnen. Der letzte Sieg datiert aus dem März. Und im Mai gab es bei der „Europameisterschaft“ der Parlamentsmannschaften gegen die Abgeordneten aus Österreich, der Schweiz und Finnland gleich drei Klatschen. Statt mit einer Titelverteidigung fuhr die Mannschaft um Kapitän Mahmut Özdemir – SPD-Politiker und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium – mit dem letzten Platz wieder zurück nach Berlin. Dabei war als Trainer für das Miniturnier in Wien extra Altmeister Felix „Quälix“ Magath als Trainer engagiert worden. Doch auch das hat nicht mehr geholfen.

Der FC Bundestag, den es bereits seit mehr als 50 Jahren gibt und der auch mit dem Bundesadler auf dem Trikot antritt, sieht sich ganz selbstbewusst als die eigentliche deutsche Fußballnationalelf, die im Gegensatz zur „offiziellen“ Mannschaft von Hansi Flick gewissermaßen der demokratischen Mitbestimmung durch die Wählerinnen und Wähler unterliegt. Theo Waigel, Gerhard Schröder, Rudolf Scharping, Joschka Fischer, Wolfgang Schäuble – die Lister der prominenten Ex-Spieler ist lang. Als nächster Gegner wartet am Dienstag im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin der FC Diabetologie (mit anschließender gesundheitspolitischer Podiumsdiskussion). Ein Sieg für die Abgeordneten ist auch hier kein Selbstläufer: Das Diabetes-Team hat sich immerhin mit Trainer Christoph Daum, Weltmeister Thomas Häßler und Gewichtheber-Olympiasieger Matthias Steiner verstärkt. 

Das eigentliche fußballerische Großereignis in der Hauptstadt fand aber bereits am Freitag im Olympia-Park statt: Hier traf sich nämlich die Kicker-Elite der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) samt ihren Fans, um zu klären, welcher Verband den begehrten Wanderpokal bis zum nächsten Jahr in die heimische Vitrine stellen darf. Mit dabei war natürlich das Team des Titelverteidigers BdB. Der Bundesverband deutscher Banken war 2022 zum Sieger erklärt worden, nachdem das Turnier nach starken Regenfällen vorzeitig abgebrochen worden war. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) war ebenso wieder am Start wie der Verband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) sowie der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP). Das DK-Fußballturnier, das durchaus für Gesprächsstoff innerhalb der Verbände sorgt, fand bereits zum 16. Mal statt. In diesem Jahr war es am BVR, das Event zu organisieren, was von Steuerrechtler Robert Fahr und seinem Team übernommen wurde. Und es war am Ende auch der BVR, der jubeln konnte: Nach zuletzt zwei letzten Plätzen setzten sich die Genossen im Finale im Elfmeterschießen gegen den VÖB durch.

Auch in der Bundesregierung ist Fußball jetzt kurz vor der Sommerpause noch ein Thema – auch wenn hier nicht selbst gespielt wird. Es geht um die Europameisterschaft 2024, die für Debatten mit dem Deutschen Fußballbund (DFB) führt. Thema ist die besonders von den Grünen geforderte Klimaneutralität der Heim-EM und entsprechende Ausgleichszahlungen zu den CO₂-Emissionen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf verlangt dagegen von Berlin mehr Unterstützung für die EM – auch finanziell. Dass Finanzminister Christian Lindner jetzt weiteres Geld lockermacht, ist eher unwahrscheinlich. Als kleines Goodie für die Fans hat sein Ministerium lediglich schon mal eine 11-Euro-(!)-Sammlermünze für das nächste Jahr angekündigt. Sehr viel mehr scheint aktuell nicht drin zu sein.