Im BlickfeldBundesliga-Medienrechte

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Die Auktion der Medienrechte bringt der Fußball-Bundesliga mehr ein, als die meisten in der Sportszene erwartet hatten. Das liegt auch am Wettstreit von Sky und Dazn. Für die Vermarktung im Ausland vertraut die Liga einer neuen Kooperation.

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Die Auktion der Medienrechte bringt der Fußball-Bundesliga ein respektables Ergebnis – auch weil Sky mehr zahlt als im ersten Anlauf

Von Joachim Herr, München

Die Bescherung gab es schon kurz vor dem zweiten Advent: Die Auktion der nationalen Medienrechte bringt der Deutschen Fußball Liga (DFL) und den 36 Vereinen der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga 1,12 Mrd. Euro ein. Von der kommenden Saison 2025/26 erhalten die Clubs diese Summe für jede der nächsten vier Spielzeiten. Das sind 2% mehr als bisher. Es wirkt wie ein taktisches Foul, den Erfolg mit dem Hinweis auf die Inflationsrate zu trüben. Und es passte nicht zu den strahlenden Gesichtern, mit denen Hans-Joachim Watzke, der Präsidiumssprecher der DFL, und die beiden Geschäftsführer Steffen Merkel und Marc Lenz das Ergebnis präsentierten.

Dass die Erwartungen vieler Fußballmanager und Beobachter der Szene übertroffen wurden, liegt auch daran, dass die Vergabe der Rechte einen zweiten Anlauf nehmen musste. Im Frühjahr war der Streaming-Anbieter Dazn dem Bezahlfernsehsender Sky unterlegen gewesen und hatte ein Schiedsgerichtsverfahren angestrengt. Auslöser der Auseinandersetzung waren die Sicherheiten für die Finanzierung. Deshalb musste die DFL das Prozedere Ende November neu starten.

196 Spiele im Paket B

Im Wettstreit um das sogenannte Paket B gewann Sky auch in der zweiten Runde. Es ist das größte und teuerste der 15 Rechtebündel. Inhalt sind die Livespiele der ersten Liga am Samstagnachmittag und am Freitagabend sowie beide Relegationspartien. Insgesamt sind es 196 Spiele in der Saison. Schon im Frühjahr hatte Sky zum Missfallen von Dazn den Zuschlag erhalten – trotz eines niedrigeren Angebots. Die Beträge waren durchgesickert: Sky war mit rund 320 Mill. Euro ins Rennen gegangen, Dazn mit 400 Mill. Euro.

Nach den mit dem Bundeskartellamt abgestimmten Regeln kann sich die DFL für einen Anbieter entscheiden, wenn er maximal 20% unter dem höchsten Gebot liegt. Sky konnte offenbar mit der für die Vereine wichtigen Zuverlässigkeit der Zahlungen in Tranchen, der sogenannten Auskehrungsrate, punkten. DFL-Geschäftsführer Lenz wies darauf hin, dass die Medienrechte für die Vereine in der Spitze 55% des Umsatzes ausmachen. Das gilt in erster Linie für kleinere Klubs.

Aufschlag herausgeholt

In der Branche ist zu hören, dass Sky Deutschland beim Neustart der Auktion einen Betrag in der Größenordnung von 400 Mill. Euro für das Paket B geboten hat. Das Sportwirtschaftsportal Spobis berichtet von rund 380 Mill. Euro. Die DFL holte aus der Wiederholung der Vergabe für das Paket B also mehr heraus. Ohne diesen Aufschlag wäre wohl die gesamte Einnahme etwas geschrumpft. Nach dem Hickhack mit Dazn im Frühjahr gab es für die DFL das Happy End. Für Sky ist es teurer geworden. Nach den Informationen von Spobis kosten Sky die vier gewonnenen Pakete mehr als 600 Mill. Euro in der Saison. Auch das Topspiel am Samstagabend ist dabei. Eine Sprecherin von Sky lehnte einen Kommentar zu den Geldbeträgen ab.

Dazn zeigt die zwei oder drei Spiele am Sonntag sowie die Konferenz am Samstagnachmittag, die in dieser Saison noch Sky überträgt. Laut Spobis erwarb das Unternehmen diese Rechte für rund 280 Mill. Euro. Von der ARD erhält die DFL demnach etwas mehr als 100 Mill. Euro: Im Ersten sind weiterhin die Zusammenfassungen der meisten Spiele der ersten und zweiten Liga zu sehen. RTL zeigt von der nächsten Saison an live das Zweitligaspiel am Samstagabend, bisher die Domäne von Sport 1.

Verteilung im Januar

Wie die 1,12 Mrd. Euro künftig an die Vereine verteilt werden, diskutiert das DFL-Präsidium voraussichtlich im Januar. Sogenannte Traditionsklubs wie der Hamburger SV und Hertha BSC plädieren nicht zum ersten Mal dafür, ihre Beliebtheit stärker als bisher zu gewichten. Ihr Argument: An höheren Einschaltquoten und mehr Pay-TV-Abonnenten unter den Fans sei die größere Attraktivität zu erkennen. Dem Präsidium der DFL gehören außer den beiden Geschäftsführern vier gewählte Vertreter von Vereinen der ersten Liga an und drei von der zweiten.

Im Vergleich mit den anderen größten europäischen Ligen liegt die Bundesliga mit ihren nationalen Medienerlösen an zweiter Stelle. Krösus ist nach wie vor die Premier League in England. Dort sind es die Fans längst gewohnt, für Live-Spiele der Klubs im Fernsehen relativ viel zu zahlen. Dennoch sind es mehr Abonnenten. Zudem sind die Stadiontickets wesentlich teurer als etwa in Deutschland. Vor einem Jahr gelang es der Premier League, den Erlös für die nationalen Medienrechte von umgerechnet rund 1,83 Mrd. auf 1,95 Mrd. Euro zu steigern. Der höhere Betrag gilt von der nächsten Saison an für vier Jahre.

Künftig mehr Spiele live in England

DFL-Geschäftsführer Merkel erinnert allerdings daran, dass die Medienrechte in England künftig 30% mehr Spiele als bisher enthielten. Im Gegensatz zu Deutschland sind auf der Insel nicht alle Partien live im TV zu sehen. Bezogen auf die Zahl der Spiele gelang zuletzt nur der DFL ein Anstieg der Rechteerlöse.

Vor drei Jahren hatte La Liga einen Anstieg erzielt: Seit der Saison 2022/23 erhält der Spitzenfußball in Spanien 990 Mill. Euro. Verglichen mit den 980 Mill. ist das 1% mehr. Allerdings wurde der Abschluss zu wirtschaftlich besseren Zeiten getroffen: vor Beginn des Angriffs auf die Ukraine, vor dem Anstieg der Inflationsrate und vor der Konjunkturflaute in Europa. Immerhin setzte La Liga trotz der damals von Corona getrübten Stimmung höhere Preise durch.

Ambitionen im Ausland

Präsidiumssprecher Watzke bewertet den Abschluss der DFL als ein „Ergebnis, wo ganz Europa aufhorchen wird“. Auch für die internationalen Medienrechte erhofft er sich künftig mehr: „Als Nächstes versuchen wir, mit aller Kraft die Auslandserlöse nach oben zu schrauben.“ In der laufenden Saison sind es 214 Mill. Euro.

Auf dem Weg zu einer besseren Vermarktung der Bundesliga im Ausland arbeitet die DFL nicht nur mit klassischen Medienunternehmen zusammen, sondern auch mit der Plattform One Football. Damit können Fans der deutschen Kicker auf dem Smartphone oder via TV-Apps Live-Spiele der ersten und zweiten Liga per Streaming anschauen. Das Angebot startete im August dieses Jahres in Indien. Als nächste Länder für den „Bundesliga Pass“ kündigte die DFL in diesen Tagen Vietnam und Südafrika an. Mit diesem zusätzlichen Verbreitungskanal verbessert die DFL nach Ansicht von Branchenbeobachtern ihre Verhandlungsposition gegenüber Medienunternehmen. Wettbewerb belebt schließlich das Geschäft.

Widerstand gegen Finanzinvestor

Mit solchen Kooperationen will die DFL den vor zehn Monaten gescheiterten Einstieg des Finanzinvestors CVC wettmachen. In den Vereinen und auf den Tribünen hatte es Widerstand gegeben. Für eine Beteiligung an der Verwertung der Medienrechte hatte CVC 1 Mrd. Euro zugesagt. Geplant war, damit den Aufbau einer eigenen digitalen Plattform für die Vermarktung im Ausland zu finanzieren. Nun geht die DFL einen anderen Weg.

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