Paris

Inflation der Luxushotels

Mit der Poste du Louvre wird ein weiteres Vorzeigeprojekt im Herzen von Paris wiedereröffnet. Wie bei dem Nobelkaufhaus La Samaritaine ist in dem Gebäude nun auch ein Luxushotel untergebracht. Dabei ist es die Hotelkategorie, die in Paris seit Covid am stärksten leidet.

Inflation der Luxushotels

Die Zwangspause hat ein Ende. Das berühmteste Postamt von Paris kann am 18. Januar wieder seine Schalter für den Publikumsverkehr öffnen. Fast sieben Jahre lang ist die in der Nähe von Les Halles gelegene Poste du Louvre renoviert und nach Plänen des bereits für die Bibliothèque François Mitterrand verantwortlichen Architekten Dominique Perrault umgebaut worden. Das 1886 errichtete Gebäude war zumindest früher weit über die Grenzen der französischen Hauptstadt hinaus bekannt, denn es war das einzige Postamt in Frankreich, das rund um die Uhr geöffnet hatte. Wer früher zur Einhaltung von Fristen abends noch einen tagesaktuellen Poststempel brauchte, machte sich auf den Weg zur Post in der Rue du Louvre.

Das wird auch in Zukunft möglich sein, allerdings wird die Poste du Louvre nicht mehr rund um die Uhr zugänglich sein. Zwar werde sie jeden Tag bis Mitternacht geöffnet haben, jedoch an Werktagen nur ab 8 Uhr morgens und sonntags erst ab 10, kündigte La-Poste-Chef Philippe Wahl bei der offiziellen Einweihung an. Das ist nicht die einzige Neuerung des mehr als 122 Mill. Euro teuren Umbauprojekts. Denn genau wie bei der Renovierung des in der Nähe gelegenen Nobelkaufhauses La Samaritaine wurden in dem Gebäude zusätzlich zum Postamt auch ein neues Luxushotel mit Rooftop-Bar, Boutiquen, Büros sowie Sozialwohnungen untergebracht.

Das Projekt sei zu sehr auf den Tourismus ausgerichtet, kritisiert der stellvertretende Bürgermeister des Zentrums von Paris, Jacques Boutault von den Grünen. Es gebe schon genug Edelrestaurants und Bars in dem Viertel. Noch ein Luxushotel, stöhnt auch seine Parteikollegin Corine Faugeron. Denn neben dem Madame Rêve in der Poste du Louvre haben in den vergangenen Monaten gleich mehrere Nobelherbergen entlang der Seine ihre Pforten geöffnet: das Cheval Blanc im Samaritaine, das ebenfalls zur LVMH-Gruppe gehörige Bulgari Paris in der Avenue George V, das Château Voltaire in der Nähe der Place Vendôme, das Kimpton Saint-Honoré in der Nähe der Oper und das nur für Mitglieder zugängliche Soho House Paris im Pigalle-Viertel.

Ob die Nachfrage für so viele Häuser tatsächlich da ist, muss sich noch zeigen. In den letzten Wochen haben die Pariser Hotels die Auswirkungen von Omikron deutlich zu spüren bekommen. Ende letzten Jahres habe die Auslastungsrate der 35 von seiner Gruppe in Paris geführten Hotels bei 30,5% gelegen, berichtet Jean-Bernard Falco von Centaurus Hospitality. „Das ist viel besser als 2020, als sie bei 25% lag. Doch Ende 2019 sind wir auf eine Auslastungsrate von 90,2% gekommen.“ Innerhalb der letzten zwei Jahre hat seine Gruppe Umsatzeinbußen von 150 Mill. Euro verbucht. Eigentlich hatte Falco in diesem Jahr auf einen kräftigen Umsatzsprung gehofft. Doch das erste Quartal sei verloren, befürchtet er.

Ähnlich äußert sich Christophe Laure, der das Intercontinental an der Place de l’Opéra leitet und bei dem Arbeitgeberverband der Hotellerie Umih für Prestigehotels zuständig ist. „Wir müssen bis April durchhalten“, meint er. Derzeit liege die Auslastungsrate der Pariser Palasthotels, der höchsten Luxuskategorie, bei gerade mal 5% bis 15%. Einige Hoteliers bereiten deshalb bereits neue Maßnahmen vor, um auf die Omikron-Delle zu reagieren. Das Peninsula beispielsweise lässt sein Restaurant L’Oiseau Blanc den ganzen Januar über mittags geschlossen.

Nach Angaben der auf die Tourismusbranche spezialisierten Unternehmensberatung MKG haben die Hotels in Paris im letzten Jahr mit Umsatzeinbußen von mehr als 60% im Vergleich zu sämtlichen Etablissements in Frankreich im Jahr 2019 mit Abstand am stärksten gelitten. Dagegen hat sich der Westen Frankreichs als am widerstandsfähigsten erwiesen. Er profitiert davon, dass seine Atlantikküste nicht nur bei französischen Urlaubern beliebt ist. Die Bretagne könnte sogar als Gewinnerin der Krise bezeichnet werden, urteilt die Wirtschaftszeitung „Les Echos“. Denn der Umsatz pro verfügbarem Zimmer der bretonischen Hotels ist im Vergleich zu 2019 „nur“ um 16,7% gesunken, während er landesweit um 43% eingebrochen ist. Damit stehen die französischen Hotels jedoch laut MKG etwas besser als Hotels in europäischen Nachbarländern da.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.