Isar Aerospace kommt zur rechten Zeit
Raketen-Start-up
Eine Alternative
zur rechten Zeit
Von Karolin Rothbart
Bei Isar Aerospace bleibt es spannend. Der heiß ersehnte erste Testflug der „Spectrum“ genannten Trägerrakete des deutschen Raumfahrt-Start-ups musste am Montag verschoben werden – das Wetter hat nicht mitgespielt. Der Zeitpunkt für den nächsten Anlauf ist noch unklar und ob die Rakete bis dahin auf dem Startplatz am norwegischen Weltraumbahnhof Andøya stehenbleiben kann, steht auch noch nicht fest.
Die Sache drängt
Fest steht aber eins: Die Sache drängt. Denn Europas Abhängigkeit von den USA bei Raketen-Startdienstleistungen erweist sich vor dem Hintergrund von Donald Trumps Vorgehen gegen die Demokratie als immer riskanter. Die Dominanz geht in der Hauptsache vom Raumfahrt-Unternehmen SpaceX des Präsidenten-Buddys Elon Musk aus, das nicht nur den Markt für Satelliten-Transporte ins All beherrscht, sondern über sein Starlink-Netzwerk auch den Satellitenmarkt selbst. Dieser Markt gewinnt auch im militärischen Bereich zunehmend an Bedeutung, wie zuletzt der Ukraine-Krieg gezeigt hat.
SpaceX weit voraus
Es braucht also Alternativen, und zwar schleunigst. Junge europäische Unternehmen wie Isar Aerospace aus München, Rocket Factory Augsburg oder Hyimpulse aus Neuenstadt am Kocher feilen daran bereits mit jeweils eigenen kleinen Trägerraketen, sogenannten „Microlaunchern“. Dass sie jemals den massiven Vorsprung von SpaceX aufholen können, gilt zwar als unwahrscheinlich. Dass sie sich künftig wenigstens ein Stückchen vom Kuchen am Markt für Raketen-Startdienstleistungen sichern und Europa damit einen Zugang zum Weltraum verschaffen können aber nicht.
SpaceX dominiert den Transport von Satelliten ins All. Höchste Zeit
für eine europäische Antwort.
Was die hiesige Branche dafür braucht, sind freilich noch mehr mutige Investoren. Gerade private Geldgeber lassen von solch kostspieligen und langfristigen Unterfangen wie der Raumfahrt oft die Finger und schieben ihre Mittel lieber dorthin, wo sich Ideen vermeintlich schnell und einfach realisieren lassen, also zum Beispiel in Softwarefirmen. Dass die Mittel dort wegen niedriger Eintrittsbarrieren zu einem großen Teil in Werbung fließen, scheint die Investoren bislang nicht zu kümmern.
30 Sekunden wären Erfolg
Für Isar Aerospace besteht nun immerhin die Möglichkeit, mit dem Testflug von „Spectrum“ selbst Werbung zu machen. Dabei übt sich das Start-up im Erwartungsmanagement und wird nicht müde zu betonen, dass die Rakete bei dem Start explodieren kann und 30 Sekunden Flugzeit ein Erfolg wären. Hier hat man von SpaceX gelernt: Die ersten drei Flüge der Falcon-1-Rakete waren ebenfalls gescheitert.