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Selbst Barbie trägt jetzt Birkenstock

Wenn ein deutsches Unternehmen an die US-Börse gebracht wird, dann heißt es meist zur Begründung, dort sei eine höhere Bewertung zu erzielen. Bei Birkenstock dürfte es andere Gründe geben.

Selbst Barbie trägt jetzt Birkenstock

Börsengänge

Selbst Barbie trägt jetzt Birkenstock

Von Christoph Ruhkamp

Früher wurden Birkenstocks aus Gesundheitsgründen von deutschen Krankenpflegern getragen. Inzwischen sind die Sandalen rund um den Globus verbreitet. Jetzt ist ein ganz besonderes Modell beliebt: Die rosa Sandalen mit der großen Schnalle. Sie kommen im Kassenschlager "Barbie" vor und werden dort von Schauspielerin und Hauptfigur Margot Robbie getragen. Die Marke hat sich also längst zum gefragten Trendprodukt fortentwickelt.

Diesen Schwung wollen die Eigentümer des deutschen Traditionsunternehmens aus Linz am Rhein nun offenbar im richtigen Moment nutzen – für einen Börsengang an der Wall Street. Der US-Finanzinvestor L Catterton als Haupteigentümer und der französische Milliardär Bernard Arnault, dem der LVMH-Luxuskonzern gehört, planen die Anmeldung des IPO bei der US-Börsenaufsicht SEC für diese Woche.

Wenn ein deutsches Unternehmen an die US-Börse gebracht wird, dann heißt es meist zur Begründung, dort sei eine höhere Bewertung zu erzielen. Zum einen, weil der US-Kapitalmarkt tiefere Taschen habe. Die Altersvorsorge ist dort kapitalgedeckt und nicht per Umlage finanziert wie in Deutschland. Zudem gebe es dort bereits börsennotierte Wettbewerber und dementsprechend Analysten, die die Unternehmen besser verstehen, etwa in der Biotechnologie oder der Impfstoffherstellung. Biontech, Curevac und andere Biotech-Unternehmen „Made in Germany“ mussten in den USA an die Börse gehen, um sich das für Forschung und Entwicklung benötigte Kapital zu besorgen.

Bei Birkenstock wirkt der Gang an die Wall Street dennoch überraschend und dürfte etwas andere Gründe haben. Nicht Bewertungsfragen liefern die Erklärung. Vielmehr haben Birkenstock und die Eigentümer zunehmende Ambitionen auf dem jetzt schon für Birkenstock bedeutenden US-Absatzmarkt. Deshalb wollen sie ein Listing in New York. Insofern muss der Auftritt für die rosa Birkenstock-Sandale in "Barbie" auch kein Zufall gewesen sein.

Beim Timing könnte es Birkenstock jedenfalls kaum besser treffen: In Deutschland hat Schott Pharma mit der Intention to Float in der vergangenen Woche den ersten Schritt zum IPO gewagt. Und die vier geplanten Tech-IPOs in den USA sind sogar schon weiter. Beim britischen Chipdesigner Arm aus dem Portfolio des japanischen Technologieinvestors Softbank ist die Nachfrage so hoch, dass die Bücher sechsfach überzeichnet sind. Die Preisspanne soll nun so erhöht werden, dass eine noch höhere Bewertung herauskäme als die bisher angepeilten 52 Mrd. Dollar.

Die deutsche Traditionsfirma Birkenstock geht an die Wall Street verloren. Der Finanzinvestor L Catterton sucht mit dem Listing die Nähe des US-Absatzmarktes.

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