KommentarBörsencrash

Japans anderer Carry Trade

Die Rückabwicklung von Carry Trades mit dem Yen als Finanzierungswährung haben zu Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten geführt. Ungemach droht in Japan aber auch aus einer ganz anderen Richtung.

Japans anderer Carry Trade

Börsencrash

Japans anderer Carry Trade

Von Dieter Kuckelkorn

Der jüngste Crash am japanischen Aktienmarkt und in der Folge die Turbulenzen an vielen Märkten weltweit sind vor allem auf ein Phänomen zurückzuführen: Die Leitzinserhöhung durch die Bank of Japan und die Ankündigung weiterer Zinsschritte haben die Rückabwicklung sehr umfangreicher Carry Trades ausgelöst. Wegen der Nullzinspolitik der Bank of Japan haben sich viele Investoren im Yen finanziert und diese Mittel dann in Märkten mit höheren Renditen investiert – unter anderem in amerikanische Technologieaktien. Diese Positionierungen werden mit steigenden Zinsen in Japan nun nicht mehr möglich sein. Das Börsengewitter in Tokio war aber schon nach einem Tag zu Ende, am Dienstag kam es zu einer kräftigen Erholung und am Mittwoch war die Lage entspannt. Die Frage ist nun, ob die Carry Trades bereits in einem ausreichenden Maße rückabgewickelt sind oder ob mit weiteren Turbulenzen zu rechnen ist. Arindam Sandilya, Co-Head of FX Strategy bei J.P. Morgan, geht davon aus, dass die spekulativen Carry Trades bislang nur zu 50 bis 60% abgebaut sind. Der Yen bleibe daher eine der am stärksten unterbewerteten Währungen der Welt.

Es gibt aber noch einen ganz anderen Carry Trade, dessen Zukunft infrage steht, mit möglicherweise erheblichen Auswirkungen für Volkswirtschaft und Finanzmärkte in Japan. Wie die St. Louis Fed und der IWF in Studien vorrechnen, hat sich der japanische Staat seit bereits rund 40 Jahren in sehr niedrig verzinslichen Staatsanleihen finanziert. Gleichzeitig hat er, beispielsweise über staatliche Pensionsfonds, umfangreich in höher verzinsliche einheimische und vor allem auch ausländische Assets investiert – wobei die Auslandserträge die Yen-Schwäche in die Höhe getrieben worden. Man könnte hier von einem gigantischen Carry Trade im Volumen von rund 20 Bill. Dollar sprechen. Steigende Zinsen und ein stärkerer Yen bedeuten sowohl für den Staat als auch die japanische Volkswirtschaft Ungemach. Nicht nur mit Blick auf die internationalen Finanzmärkte sollte die Bank of Japan daher äußerste Vorsicht walten lassen.

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