KommentarNeue Sparmaßnahmen bei Chipkonzern

Jede Aufbruchstimmung unter Intel-Investoren kommt verfrüht

Die Zukunft von Intel ist selbst nach umfangreichen Sparmaßnahmen und Milliardendeals von Ungewissheit geprägt. Denn die Eindämmung der Investitionsausgaben begrenzt das Aufholpotenzial in der Entwicklung beträchtlich.

Jede Aufbruchstimmung unter Intel-Investoren kommt verfrüht

Intel

Aufbruch ins Ungewisse

Von Alex Wehnert

Die Aktionäre von Intel lassen nach den Hiobsbotschaften der vergangenen Monate jeden Hoffnungsschimmer zur Morgenröte werden – doch auch die neuen Tage, in die das Unternehmen aufbrechen will, sind von Ungewissheit geprägt. Nachdem die Kalifornier auf einen Absturz in die Verlustzone hin bereits im August Massenentlassungen und eine Aussetzung der Dividende vermeldeten, hat CEO Pat Gelsinger nun zusätzliche Maßnahmen angekündigt, mit denen er die wohl schwerste Krise in der Geschichte des Halbleiterherstellers überwinden will.

Intel-Chef Pat Gelsinger muss die wohl schwerste Krise in der Geschichte des Unternehmens meistern. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Jacquelyn Martin.

Dazu zählt neben der Verschiebung von Fabrikprojekten in Deutschland und Polen auch eine strengere Aufteilung des Chipdesign- und Auftragsfertigungsgeschäfts. Den großen Schritt, die Herstellungskapazitäten abzuspalten und zu verkaufen, traut sich der Konzern allerdings noch nicht – zumal er gerade erst eine milliardenschwere Vereinbarung mit Amazon geschlossen hat und mittels neuer Technologie künftig Halbleiter für deren Cloud-Computing-Einheit produzieren soll. Auch eine Zuteilung von bis zu 3 Mrd. Dollar an Fördermitteln der US-Regierung für den Aufbau neuer Standorte, über die Intel den US-Verteidigungssektor mit Mikroprozessoren versorgen soll, stützt die Laune der Anleger.

Begrenztes Aufholpotenzial

Doch jede Aufbruchstimmung kommt verfrüht. Denn dass Intel bei künstlicher Intelligenz völlig den Anschluss an Konkurrenten wie Börsenliebling Nvidia und selbst Advanced Micro Devices verloren hat, trifft nach den jüngsten Deal-Ankündigungen noch genauso zu wie zuvor. Einsparungen mögen dringend benötigt sein, nur erfolgen diese eben nicht nur auf der operativen Seite oder über geringere Ausschüttungen an Aktionäre – die Eindämmung der Investitionsausgaben dürfte das Aufholpotenzial von Intel in der Entwicklung stark begrenzen. Indes sind Pläne, die internationalen Rivalen TSMC und Samsung bei der Fertigung der Chips mit der schnellsten Rechenleistung und den kleinsten Transistoren zu überholen, zunächst einmal Versprechen, die der Konzern auch einlösen muss. Gelingt ihm das nicht, droht der Hoffnungsschimmer schnell wieder finsterer Nacht zu weichen.

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