Chipindustrie

Jo-Jo-Effekt

Die Chipindustrie macht ihrer Bedeutung als Konjunkturfrühindikator alle Ehre. Während die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 noch dafür sorgte, dass der zuvor eingetretene Branchenabschwung sich verstärkt hatte, ist seit dem Spätsommer wieder ein...

Jo-Jo-Effekt

Die Chipindustrie macht ihrer Bedeutung als Konjunkturfrühindikator alle Ehre. Während die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 noch dafür sorgte, dass der zuvor eingetretene Branchenabschwung sich verstärkt hatte, ist seit dem Spätsommer wieder ein Aufschwung zu verzeichnen. Dieser Jo-Jo-Effekt spiegelt sich in den Quartalszahlen und Ausblicken der Hersteller wider. Qualcomm und Infineon präsentierten Daten und Prognosen, die das Herz mancher Anleger höher schlagen lassen müssten. Am Donnerstag endeten aber vorerst die Höhenflüge der Werte an den Börsen.

Die Anbieter haben zwar das Tief hinter sich gelassen und setzen im Geschäft zu neuen Rekorden an. Dabei treten aber Besonderheiten der Geschäftsmodelle zutage, die je nach Intensität der Ausrichtung die Brems- und Beschleunigungsgeschwindigkeiten erhöhen oder verlangsamen. Das zeigen beide Adressen: Der sechstgrößte Chipproduzent der Welt reitet auf der Welle des 5G-Datenstandards. Das be­schert Qualcomm hohe Wachstumsraten. Die 5G-Komponenten der Kalifornier stecken in den neuesten Smartphones des Großabnehmers Apple. Diese kleinen Hochleistungsrechner sind in Zeiten von Heimarbeit heiß begehrt.

Infineon-CEO Reinhard Ploss sprach zur Vorlage des Zwischenberichts von einer „Übernachfrage“ bei Mobilfunk-Halbleitern, um in Bezug auf seinen Konzern im gleichen Atemzug auf die „schneller als erwartet“ eingesetzte Erholung der Autoindustrie hinzuweisen. Infineon, weltweit die Nummer 8 der Branche, profitiert davon.

Damit traf Ploss des Pudels Kern, denn mancher Analyst erwartet von den Unternehmen teils noch mehr, als diese derzeit leisten können. Der Konzernchef ist erfahren genug, den Schwarzen Peter nicht den Autoherstellern zuzuweisen, hängt das Geschäftsmodell von Infineon doch von einer Branche ab, die sich mitten in einem Transformationsprozess befindet.

Die Elektromobilität weist die Richtung und gibt den Takt vor. Dass es ruckeln kann, wenn aus Furcht vor einer Rezession zu stark abgebremst wird, erweist sich als negativer Nebeneffekt im Erwartungsmanagement. Offenbar haben einige zu langsam nachbestellt, als sich herausstellte, dass es doch nicht so schlimm kommt wie anfangs befürchtet. Die Folge sind Chipengpässe. Das wird sich als eine kurze Episode erweisen, sind doch die Produzenten darum bemüht, den hochgeschraubten Halbleiterbedarf so rasch wie möglich zu decken. Es bleibt aber der Eindruck haften, dass die Zahlen noch besser ausgefallen wären, hätte man sich frühzeitiger auf einen Umschwung eingestellt.

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