Kein hartes Brot
Die Vorstandsvergütung gehört seit geraumer Zeit zu den Themen, die sich Investoren genau anschauen. Dabei geht es ihnen in der Regel weniger um die Höhe der Saläre, sondern um eine transparente Anreizstruktur und nachvollziehbare Darstellung der Zielerreichung. Einzelne Gehaltsexzesse haben den Gesetzgeber veranlasst, die Aufsichtsräte an ihre Verantwortung für eine angemessene Entlohnung der Beletage zu erinnern und die Vergütung an nachhaltigen Zielen zu orientieren. Mit Umsetzung der EU-Aktionärsrechterichtlinie sind die Vergütungssysteme mit diesen Maßgaben intensiv überarbeitet worden, die notwendige Abstimmung darüber prägt die laufende Hauptversammlungssaison. Die Auswirkungen der Neujustierung indes wird man erst in einigen Jahren erkennen können.
In Coronazeiten werden die Managergehälter genauso wie in der Finanzmarktkrise nicht nur von Investoren, sondern auch in der Öffentlichkeit aufmerksam beäugt. Staatshilfe wie zum Beispiel im Fall der Lufthansa steht unter der Bedingung, keine Dividende zu zahlen und die Vorstandsbezüge zu deckeln. Als Zeichen der Solidarität mit der Belegschaft haben einige Vorstände und Aufsichtsräte in schwer von der Pandemie getroffenen Branchen freiwillig auf Teile ihres Gehalts verzichtet. Dieser Kreis ist nach einer Aufstellung der Unternehmensberatung HKP im Dax allerdings sowohl in der Zahl der Unternehmen – acht – als auch in den Summen überschaubar. Irritierend sind Fälle wie Adidas, wo der Vorstand mit Blick auf Corona auf Vergütung verzichtet, der Aufsichtsrat dann aber der Führungsriege „erstmalig“ eine Sondervergütung gewährt, weil die Manager zwar Ziele nicht erreicht, aber in Zeiten der Pandemie dennoch „Herausragendes geleistet“ hätten.
Dass es auch in der Krise kein hartes Brot ist, lässt sich an der unterschiedlichen Drastik zwischen Ertragsverfall und Gehältererosion ablesen. Bei den von Corona getroffenen Konzernen zeigt sich im Schnitt je Aktie ein Gewinnrückgang um gut 70%, der Aderlass in der gezahlten CEO-Vergütung beträgt aber gerade mal 7%. Die Diskrepanz an sich ist nicht überraschend, weil die meisten Unternehmen, auch auf Wunsch des Gesetzgebers, einer an mehrjährigen Zielen orientierten langfristigen variablen Vergütung mehr Gewicht geben. Das glättet die Ausschläge. Die Nagelprobe folgt in den nächsten Jahren, Nachwehen der Krise müssten noch einige Zeit im Portemonnaie zu spüren sein. Eine Prognose sei gewagt: Es dürfte nicht allzu schlimm werden.
(Börsen-Zeitung,