KommentarKI-Wettrennen bei Big Tech

KI steht bei Apple für (K)eine (I)nspiration

Apple hat im KI-Rennen nachgezogen – und dürfte Microsofts Copilot kaum in den Schatten stellen. Dafür sollte sich Nvidia in Acht nehmen.

KI steht bei Apple für (K)eine (I)nspiration

Apple

(K)eine
(I)nspiration

Von Sebastian Schmid

Apple hat im KI-Rennen nachgezogen – und dürfte Microsofts Copilot kaum in den Schatten stellen. Dafür sollte sich Nvidia in Acht nehmen.

Knapp ein Jahr nach Google Duet und Microsoft Copilot hat nun auch Apple seine Vision eines mit generativer künstlicher Intelligenz gestärkten Werkzeugs vorgestellt. Apple Intelligence soll das Ganze heißen, in Anlehnung an das Akronym AI für Artificial Intelligence. Apples AI soll auch dazu dienen, dem persönlichen Assistenten Siri Beine zu machen. Der läuft der Konkurrenz seit Jahren hinterher.

Doch auch bei Apple Intelligence scheint sich der Konzern aus Cupertino nicht ganz sicher zu sein, ob man wird Schritt halten können. Das in drei Stufen angelegte Modell mit datengeschützten Basisfunktionen auf dem Gerät, umfangreicheren ebenfalls geschützten Funktionen auf Apple-eigenen Servern und der Einbindung des OpenAI-Produkts ChatGPT in Siri ab Herbst zeugt von der eigenen Verunsicherung. Für Microsoft und deren Tochter OpenAI ist das eine Spitzennachricht. Noch ist man zwar nicht als integraler Bestandteil der Apple-Betriebssysteme vorgesehen. Aber die enge Anbindung an Siri wird dem einstigen Erzrivalen den Weg auf mehr als 2 Milliarden aktive Geräte weltweit ebnen. Ein enormer Wettbewerbsvorteil, der dem Internetkönig Alphabet für seine Suchmaschine Google Jahr für Jahr einen zweistelligen Milliardenbetrag wert ist.

Lässt man die üblichen Werbesprechblasen der Manager weg, ist der Schritt für Apple ein defensiver. Die im Spätsommer erwartete iPhone-16-Generation soll nicht schon ab Tag 1 veraltet wirken. Rein funktional hätte die KI-Integration auf anderen Geräten einen größeren Unterschied gemacht. Apple Watch, Apple TV und die neuerdings auch in Deutschland erhältliche Datenbrille Vision Pro hätten einen Produktivitäts-Boost nötiger gehabt. Doch die Betriebssysteme WatchOS, TVOS und VisionOS bleiben bei Apple Intelligence außen vor. Steht KI bei Apple für „Keine Inspiration“?

Zumindest mit Blick auf die Software muss Apple noch nacharbeiten. Eine Firma sollten Apples Ankündigungen indes nervös machen: Nvidia. Apple setzt bei den KI-Servern auf hauseigene Chips. Sollten diese besser performen als die von Nvidia, könnte das den Würgegriff lösen, in dem sich der Markt für KI-Chips bislang befindet. Es wäre nicht das erste Mal, dass Nvidia im Wettstreit mit Apple den Kürzeren zieht. Bei Smartphone-Chips wurde Nvidia abgehängt. Halbleiter designed by Apple haben zudem den PC-Markt aufgemischt. Anders als bei KI-Software ist Apple daher zumindest bei KI-Hardware ein Marktdurchbruch durchaus zuzutrauen.