KommentarPrivate Equity

KKR springt bei Springer rechtzeitig ab

Das Mediengeschäft des Springer-Konzerns hat sich für KKR mit Belästigungsskandalen und Stellenabbau zu einem Reputationsrisiko entwickelt. Jetzt wird der Finanzinvestor die ungeliebte Sparte offenbar per Aufspaltung des Konzerns los.

KKR springt bei Springer rechtzeitig ab

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KKR springt rechtzeitig ab

Von Christoph Ruhkamp

KKR macht mit der geplanten Aufspaltung von Springer das Beste aus einer seit langem schwierigen Situation. Die Beteiligung des Finanzinvestors an dem Medienkonzern hatte sich in den zurückliegenden fünf Jahren seit dem Einstieg und dem Börsenabschied von Springer nach und nach zu einem Reputationsrisiko entwickelt. Das Unternehmen machte zumindest in der Mediensparte vor allem mit Belästigungsskandalen und Stellenabbau von sich reden. Jetzt zieht KKR-Europachef Philipp Freise die Reißleine. Das Mediengeschäft mit den US-Titeln „Politico“ und „Business Insider“ sowie den deutschen Zeitungen „Bild“ und „Welt“ soll offenbar von Springer-CEO und Hauptanteilseigner Mathias Döpfner übernommen werden. Döpfner will sich ohnehin gern auf die Expansion in den USA konzentrieren und kann das allein besser. Damit wäre KKR den schwierigen Teil des Unternehmens los und behielte selbst das lukrativere Geschäft mit den digitalen Anzeigen – vor allem das Stellenportal Stepstone und das Immobilienportal Aviv. Wie profitabel das Geschäft mit digitalen Kleinanzeigen ist, kann man beim börsennotierten Weltmarktführer für Kleinanzeigenportale Adevinta aus Norwegen besichtigen. Im Juni 2020 erhielt Adevinta beim Kauf der Ebay Classifieds Group – unter anderem mit den deutschen Plattformen Mobile.de und Ebay Kleinanzeigen – für 9,2 Mrd. Dollar den Zuschlag. Im Gegenzug bekam Ebay 44% der Aktien von Adevinta und wurde damit zum größten Anteilseigner. Ende 2023 boten dann Blackstone, Permira und General Atlantic 12 Mrd. Euro für Permira und halten seit Mai 95% der Anteile. Wie alle Private-Equity-Firmen hat auch KKR in den vergangenen zwei Jahren Schwierigkeiten mit dem Ausstieg aus Beteiligungen gehabt, weil die Unternehmensbewertungen in der Hochzinsphase aufgrund der teureren Finanzierungen ganz allgemein gefallen sind. Für die Springer-Tochter Stepstone war schon ein Börsengang in diesem Herbst vorgesehen. Doch die Pläne für die Erstnotierung haben sich offenbar zumindest vorerst zerschlagen. Abgetrennt vom Mediengeschäft, könnte der nächste Anlauf dann Anfang 2025 erfolgen.

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