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Klagen mit Signalwirkung

Die Klagen, die mehrere US-Staaten gegen Meta eingereicht haben, zielen vorrangig auf den Jugendschutz ab. Sie haben wichtige Signalwirkung, werden aber nicht ausreichen, um einen unaufhaltsamen Trend zu bremsen.

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Klagen mit Signalwirkung

Von Peter De Thier

Die massiven Klagen, die mehr als 40 US-Staaten gegen den Technologiekonzern Meta eingereicht haben, sollten niemanden verwundern. Schließlich hatte Frances Haugen, eine frühere Mitarbeiterin von Facebook, das zu den Aushängeschildern des Branchengiganten zählt, vor Parlamentariern in Washington und London erschreckende Einzelheiten über die internen Abläufe bei ihrem früheren Arbeitgeber offengelegt. Erschütternd war, dass das Unternehmen nicht nur bewusst Technologien entwickelte, um Kinder und Teenager süchtig zu machen, sondern selbst Studien durchgeführt hatte, die bewiesen, wie gefährlich die Abhängigkeit von Sozialen Medien sein kann.   

So sagte ein Drittel aller jungen Mädchen, dass sie als Folge der Bilder, die sie auf Apps wie Instagram und anderen Plattformen sahen, mit ihrem Aussehen unzufrieden seien. Jede sechste Teenagerin berichtete, nach der Nutzung von Instagram magersüchtig geworden zu sein. Dazu gesellen sich nun die Erkenntnisse der Staatsanwälte. Sie stellten fest, dass neben Essstörungen bei jungen Nutzern auch der Schlaf und die Konzentration leiden, beispielsweise in der Schule. Und wie New Yorks Staatsanwältin Letitia James treffend feststellt, nehmen psychische Erkrankungen und sogar Selbstmorde unter Jugendlichen in beängstigendem Tempo zu. Ungeachtet dieser Risiken hielt Meta aber an ihrem Geschäftsmodell fest und entwickelte sogar Algorithmen, um junge Nutzer anhand von deren Klickverhalten zu erkennen und an die Apps zu binden.

Unterdessen bleibt in der Diskussion um die psychologische Manipulation junger Nutzer ein Argument auf der Strecke, das aber längerfristig von Relevanz sein wird, nämlich die Bedeutung für die gesamtwirtschaftliche Produktivität. Junge Menschen, zumindest in den USA, wollen nicht mehr einer akademischen Ausbildung nachgehen oder eine Berufsausbildung machen. Das berufliche Ziel der meisten Teenager ist es, ein "Influencer" zu werden, also über eine hohe Anzahl von "Likes" und "Followern" auf Apps wie Instagram über die daraus resultierenden Werbeeinnahmen Geld zu verdienen.  

Junge Amerikaner wollen also nicht mehr in der Industrie, als Fachkraft, Anwalt oder Manager arbeiten. Sie wollen noch mehr Zeit auf ihren Handys verbringen. Zwar lag das Produktivitätsplus der US-Wirtschaft im zweiten Quartal bei ansehnlichen 3,5%. Die Zahl wird aber schnell sinken, wenn sich die nachrückende Generation von Berufstätigen noch intensiver mit ihren Apps befasst. Das käme zumindest einem Unternehmen, nämlich Meta, durchaus entgegen.

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