BMW

Klasse vor Masse

Nanu? Was ist denn mit BMW los? Während die deutschen Wettbewerber entweder ihre Dividende nach einem Gewinnzuwachs erhöhen (Daimler) oder trotz eines Ergebniseinbruchs zumindest konstant halten wollen (Volkswagen), senkt der Münchner...

Klasse vor Masse

Nanu? Was ist denn mit BMW los? Während die deutschen Wettbewerber entweder ihre Dividende nach einem Gewinnzuwachs erhöhen (Daimler) oder trotz eines Ergebniseinbruchs zumindest konstant halten wollen (Volkswagen), senkt der Münchner Autohersteller für seine Aktionäre den Daumen nach unten. Klar, nach einem teils desaströsen Jahresverlauf 2020 infolge der Corona-Pandemie und einem Rückgang des Konzernüberschusses zeigt sich die Verwaltung des weiß-blauen Dax-Mitglieds nicht mehr so spendabel.

BMW schaltet bei ihrer Fahrt in das „goldene Zeitalter der Elektromobilität“ – wie es Vertreter der Automobilindustrie gern selbst suggerieren – deutlich auf einen Sparmodus um. Das gilt nicht nur für die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen sowie Investitionen, sondern eben auch für die Gewinnbeteiligung der Anteilseigner.

Doch das, was die beiden BMW-Großaktionäre Stefan Quandt (25,6%) und seine Schwester Susanne Klatten (20,7%) letztlich wohl verkraften können – ein paar Millionen mehr oder weniger als erwartet auf dem Konto dürfte bei den beiden milliardenschweren Eigentümern nicht so sehr ins Kontor schlagen –, kann für manchen Aktionär aus dem Streubesitz eben doch ein Ärgernis sein. Etwa für Anleger, die in Zinstief und Anlagenotstand auf BMW als Dividendentitel gesetzt haben. Den Anlegern hat jedenfalls das Dividenden-Menü, welches der Vorstand und der Aufsichtsrat ihnen nach Bekannt­gabe der Finanzeckdaten für 2020 aufgetischt haben, nicht geschmeckt. Nach einem kleinen Höhenflug an den Tagen zuvor zeigte der Kurs der Stammaktie am Donnerstag klar nach unten.

Allerdings ist Kritik in Zeiten wie diesen, in denen die Coronakrise zeitweilig die gesamte Wirtschaft und auch die Bänder in der Automobilindustrie zum Stillstand gezwungen hatte, auch nicht immer angebracht.

Relativ betrachtet geht es BMW sogar richtig gut, wenn man als Vergleich den französischen Volumenhersteller Re­nault hernimmt. Der Konzern aus Paris verzeichnete 2020 einen Absatzeinbruch von 21% (BMW: – 8%), strich nach tiefroten Zahlen die Dividende komplett und muss nun sogar sein Aktienpaket an BMW-Rivale Daimler versilbern, um den Schuldenberg abzusenken. Die Münchner hingegen kürzen derweil nur die Dividende um ein Viertel. Auch in der Coronakrise zeigt sich eben: Premiumklasse in der Branche geht vor Masse. Wäre doch gelacht, wenn dies nicht auch in der Elektroauto-Ära der Fall wäre.

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