KommentarCoinbase greift nach Deribit

Krypto-Konzerne stecken ihre Claims ab

In der Kryptobranche bildet sich eine M&A-Welle. Für Spothändler wie Coinbase und Kraken ist es Zeit, ihr Geschäft mit Zukäufen auf Terminkontrakte auszuweiten.

Krypto-Konzerne stecken ihre Claims ab

M&A

Krypto-Konzerne stecken Claims ab

Von Björn Godenrath

Die Kryptobranche befindet sich in einer entscheidenden Phase. Jetzt werden die Claims abgesteckt, weil sich unter Präsident Donald Trump ein „Regulation light“-Modell in den USA abzeichnet. Bestes Indiz dafür ist die anziehende Deal-Aktivität. Nachdem Robinhood mit der Bit-stamp-Übernahme und Stripe mit der Bridge-Akquisition erste Duftmarken für strategische Zukäufe gesetzt haben, greift nun Coinbase nach dem Derivatehändler Deribit.

Nachholbedarf bei Derivaten

Die indikative Bewertung von Deribit liegt bei 4 bis 5 Mrd. Dollar. Das spricht dafür, dass die an der Börse mit 38 Mrd. Dollar bewertete Kryptoplattform Coinbase richtig Geld in die Hand nehmen will. Es besteht allerdings auch Handlungsbedarf. Denn die in der ersten Gründerwelle aufgebauten Kryptoplattformen haben sich zu lange voll auf den Spothandel konzentriert. Was institutionelle Investoren jedoch brauchen, ist die Verbindung von Spot- und Terminmarkt. Das erlaubt ihnen, ihre Strategien umzusetzen, die stets ums Hedging kreisen. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass Deribit als Marktführer bei Terminkontrakten auf Kryptowerte bereits im vergangenen Jahr begonnen hat, den Handel von Futures und Optionen um einen kostenlosen Spothandel zu ergänzen.

Kriegskasse für Zukäufe

Schon mit der 1,5 Mrd. schweren Übernahme der Futures-Plattform Ninja durch Kraken deutete sich an, dass das M&A-Geschäft in der Kryptobranche in Schwung kommt. Dank üppiger Gebühren haben die Plattformen die dafür erforderliche Kriegskasse aufgebaut. Strategisch ist es sinnvoll, dass Coinbase und Kraken sich analog zu Börsenbetreibern aufstellen. Bei der Deutschen Börse ist Eurex als Terminmarkt der große Bruder des Aktiengeschäfts.

Wertspeicher Stablecoins

Als zweiter M&A-Fokus kristallisiert sich der Stablecoin-Markt heraus. Während Stripe mit der Integration von Bridge auf die Skalierung von Stablecoins als klassisches Zahlungsmittel setzt, zielen andere auf die Eigenschaft als Dollar-Äquivalent für den Kauf von Staatsanleihen. Die USA betrachten Stablecoins als geostrategisches Werkzeug, um die Dollar-Dominanz auszubauen. Da muss Europa sich positionieren.

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