KommentarBASF

Kraftakt in schwieriger Zeit

Für den Chemiekonzern BASF zeichnet sich keine rasche Erholung im operativen Geschäft ab, doch das Unternehmen kann in zentralen Themen punkten.

Kraftakt in schwieriger Zeit

BASF

Kraftakt in schwieriger Zeit

Von Sabine Wadewitz

Im Markt war erwartet worden, dass BASF ihre Prognose im Herbst angesichts der anhaltenden Konjunkturmisere abermals kassieren würde. Diese Hiobsbotschaft ist ausgeblieben, der Chemiekonzern belässt es bei einer Anpassung seiner Vorhersage an das untere Ende der Bandbreite. Das darf als mutige Einschätzung des Vorstands gewertet werden, denn echte Signale für eine Aufhellung des Umfelds sind nicht zu erkennen. Und BASF erwartet selbst "keinen leichten Start" ins Jahr 2024.

Man sollte auch das Kleingedruckte nicht überlesen, denn das Unternehmen weist aufschlussreich darauf hin, welche Risiken weiterhin bestehen, auch wenn die Läger der Chemie-Abnehmer inzwischen gründlich geleert sein müssten. Der Stichtag zum Jahresende ist für viele Kunden indes Anlass, das Geld zusammenzuhalten, um den Barmittelbestand zum Jahresultimo in der eigenen Bilanz noch passabel aussehen zu lassen. Das kann Bestellungen nochmal verzögern.

BASF leidet wie die gesamte Chemieindustrie als zyklische Branche unter der Konjunkturkrise. Die Mengen-Nachfrage aus den meisten Kundensektoren dümpelt vor sich hin. In dieser Lage lassen sich keine Preissteigerungen durchsetzen, so dass hohe Rohstoffkosten auf die Marge drücken.

Als besonders energieintensive Branche hat die Chemie mit hohen Energiepreisen zu kämpfen. BASF-Chef Martin Brudermüller weist zu Recht darauf hin, dass die Abkehr von fossiler Energie hier nur über Elektrifizierung laufen kann und die Stromkosten in Deutschland somit für die Ertragslage mitentscheidend sind. Der Konzern hat bislang den benötigten Strom selbst hergestellt, muss künftig aber für deutlich höhere Mengen öffentliche Stromnetze nutzen, um die Energie aus den eigenen Windparks heranzuholen – und dafür extra bezahlen. In dem Szenario ist es wenig überraschend und folgerichtig, dass auch CEO Brudermüller sich für einen Brückenstrompreis ausspricht, um Wettbewerbsnachteile temporär abzufedern.

Bei allem Elend kann BASF in zentralen Themen punkten. So ist es dem Unternehmen gelungen, über die Optimierung des Umlaufvermögens den Cashflow in schwieriger Zeit deutlich zu steigern. Auf dieser Basis hat der Vorstand bekräftigt, die Dividende mindestens auf Vorjahresniveau halten zu wollen, wofür immerhin 3 Mrd. Euro nötig sind. Das ist ein Signal der Stärke. Dass auch das Investitionsbudget angepasst wird und in der Kostensenkung Tempo gemacht wird, sind ebenfalls gute Nachrichten. Der Konzern sollte somit gerüstet sein, von einem Aufschwung überproportional zu profitieren.

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