Krankenhäuser mit Wein finanziert
Notiert in Paris
Mit Wein finanziert
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Von Gesche Wüpper, Paris
Neue Steuern auf Biersorten mit hohem Alkoholgehalt und beigemischten Aromen, auf Flugtickets und Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln: Frankreichs Abgeordnete sind erfinderisch, wenn es darum geht, zusätzliche Gelder für den Staat zu generieren. Einfallsreichtum haben Adelige und Kirchenvertreter bereits im Mittelalter auf der Suche nach Einnahmequellen bewiesen. Um den Bau neuer Kathedralen zu finanzieren, wurden einst Reliquien auf Tournee geschickt, um möglichst viele Spenden einzutreiben. Auf Spenden setzten auch Nicolas Rolin und seine Frau Guigone de Salins, als sie 1443 nach dem Ende des Hundertjährigen Krieges beschlossen, in Beaune ein Krankenhaus zu errichten.
Der Kanzler des damaligen Herzogs vom Burgund und seine Gemahlin legten damit den Grundstein für eine der berühmtesten Benefizveranstaltungen der Welt. Denn zu den Spenden, die die Hospices de Beaune erhielten, gehörten auch Weinberge. Der Verkauf der dort produzierten Burgunderweine finanziert bis heute den Betrieb der inzwischen mehrere Krankenhäuser und Altersheime umfassenden Gruppe mit rund 1.000 Betten und 1.500 Mitarbeitern, zumindest teilweise. Seit 1859 werden die Weine der Hospices de Beaune jedes Jahr am dritten Sonntag im November versteigert.
Indikator für die Preisentwicklung
„Der Verkauf hilft uns auch, Vereine zu unterstützen“, erklärt Marie-Catherine Moraillon, die als Finanzdirektorin der Hospices de Beaune auch für die Weingüter zuständig ist. Denn die Einnahmen aus der Versteigerung des Pièce de Charité genannten 228 Liter-Fasses gehen seit 1945 an Wohltätigkeitsorganisationen, dieses Jahr an Médecins sans Frontières und die Global Gift Foundation. 350.000 Euro hat der Verkauf letztes Jahr eingebracht, deutlich weniger als die Rekordsumme von 810.000 Euro 2022.
Die älteste und berühmteste Weinversteigerung der Welt gilt auch als Gradmesser der Preisentwicklung im Burgund. Letztes Jahr hat sie insgesamt 23,28 Mill. Euro erzielt, 14,55 Mill. Euro mit Rotweinen, 8,67 Mill. Euro mit Weißweinen. Doch ganz so einfach lassen sich die Erlöse der Versteigerungen nicht vergleichen, da das Volumen der angebotenen Weine von der Ernte abhängt und das Pièce de Charité jeweils einen anderen Wein enthält, dieses Jahr den Beaune 1er Cru Les Bressandes. Insgesamt werden bei der Versteigerung, die Sotheby's am 17. November für die Hospices in Beaune durchführt, 438 Fässer mit einem Fassungsvermögen von 228 Litern sowie drei halbe Fässer angeboten. Dagegen waren es letztes Jahr 753 und 2022 sogar 802.
Schwieriger Jahrgang
Der Jahrgang 2024 sei schwierig, aber von Qualität, sagt Ludivine Griveau, die Verwalterin der Weingüter der Hospices de Beaune. In diesem Jahr habe es eine Reihe von Klimaschwankungen gegeben, die normalerweise nicht in dieser Häufung auftreten, darunter der viele Regen. Entsprechend niedrig ist die Ernte ausgefallen. „Wir haben nur neun Tage anstatt 14 wie sonst gebraucht“, berichtet Griveau.