Kraut und Kröten
Finanzbildung
Kraut
und Kröten
Von Wolf Brandes
Was hat Finanzbildung mit handwerklichen Fähigkeiten zu tun? Oder mit dem Sprechen einer Fremdsprache? Natürlich gar nichts, aber man kann Kenntnisse und Fähigkeiten, die für das spätere Leben wichtig sind, vergleichen und in eine Rangfolge bringen. Das ist immer noch sinnvoller, als Kraut und Rüben zu vergleichen.
Ganz oben stehen seit Jahren Gesundheit und Ernährung in der Rangfolge des wichtigen Wissens und der nützlichen Fähigkeiten. Aber schon an zweiter Stelle kommen Geld und Finanzen. Oder auch Kröten und Mäuse. Etwas vorgerückt sind übrigens die handwerklichen Fähigkeiten im Vergleich zur letzten Umfrage, die Union Investment 2021 zu dem Thema durchgeführt hat.
Immer wieder Klagen
Ergebnis der aktuellen Umfrage: Finanzielle Bildung ist den Menschen wichtig. Dann kommt gleich das große "Aber". Wie in jeder dieser Studien wird auch in der aktuellen Studie von Union Investment beklagt, dass die Menschen zu wenig über Versicherungen und vermögenswirksame Leistungen wissen. Dass die Schule zu wenig über Geld, über Banken und Börsen berichtet. Und dass auch im Elternhaus finanzielle Themen offensichtlich viel zu kurz kommen.
Es wird geklagt und gefordert: Es müsse mehr getan werden. Tatsächlich hat die Bundesregierung im März 2023 eine Initiative zur finanziellen Bildung gestartet und will eine Finanzbildungsstrategie entwickeln. Die OECD ist auch mit an Bord. Kleiner geht es nicht, aber sicher ein Schritt. Allerdings muss man auch hinterfragen, ob die finanzielle Bildung wirklich so schlecht ist. Und ob die zahlreichen Umfragen zu dem Thema auch immer ein präzises Bild der Wirklichkeit vermitteln.
OECD mit Top-Ergebnissen
Die OECD hat Ende vergangenen Jahres eine Studie veröffentlicht und herausgefunden, dass die Deutschen sehr gut in der finanziellen Bildung sind. Kaum zu glauben, aber wer wird eine Studie der OECD anzweifeln?
Eine wichtige Rolle bei der Information über Geld und Finanzen spielt das Internet. Das bestätigt auch die jüngste Umfrage. Die Menschen suchen sich ihre Informationen dort zusammen. Und zwar sehr intensiv. Und zu den erfolgreichsten Nachrichtenseiten in Deutschland zählt ohne Zweifel Finanztip mit 60 Millionen Abrufen und 1 Million Newsletterabos. Das werden die Menschen nicht alles nur zum Spaß abrufen und ungelesen lassen.
Nein, das große Angebot an Finanzinformationen im Netz wird offensichtlich intensiv genutzt. Und wenn da nur ein bisschen was hängen bleibt, muss man sich um die Finanzbildung keine ganz so großen Sorgen machen.