Lohngefälle, Abwanderungen, AfD-Stärke – der Frust im Osten Deutschlands
Vor den Landtagswahlen
Lohngefälle, Abwanderungen – der Frust im Osten
ahe Berlin
Im Vorfeld der Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen an diesem Sonntag sowie drei Wochen später in Brandenburg wird die innere Verfasstheit der ostdeutschen Wirtschaft und Gesellschaft medial vermessen wie selten zuvor nach der Wiedervereinigung. Gutes Anschauungsmaterial hierfür findet man unter anderem im sogenannten Gleichwertigkeitsbericht vom Juli, in dem die Bundesregierung auf über 200 Seiten die Lebensbedingungen in den unterschiedlichen Regionen des Landes vergleicht. Insbesondere bei den Deutschlandkarten zu den durchschnittlichen Monatsverdiensten, aber auch zum Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter im unteren Lohnbereich, zum Steueraufkommen je Einwohner, zum Teil auch zur Bevölkerungsentwicklung und den Arbeitslosenquoten sind die Umrisse der früheren DDR auch heute noch gut zu erkennen.
Dass alle fünf ostdeutschen Bundesländer – im Gegensatz zu allen übrigen – deutsche Erwerbstätige verlieren, mag damit wohl auch erklärbar sein. Insofern sind unter den deutschen Flächenländern vor allem Unternehmen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf Zuwanderung aus der EU oder aus Drittstaaten angewiesen. Ende 2023 hatten in Ostdeutschland lediglich 8,6% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten keinen deutschen Pass. Der bundesweite Schnitt liegt bei 15,5%. Dass ein langfristiges Erstarken der AfD, wie es sich bei den anstehenden Wahlen zeigen dürfte, gerade für die Fachkräftegewinnung in Zukunft ein Risiko bedeutet, zeigen jüngste Unternehmensumfragen. Knapp 60% der ostdeutschen Manager äußern sich entsprechend – weit weniger allerdings als im Westen (75%).