Long Covid
Long Covid als medizinisches Etikett für die langen Nachwehen einer Corona-Erkrankung droht in den besonders von der Krise getroffenen Branchen eine ganz neue Bedeutung zu bekommen. Dazu zählen nicht nur Luftfahrt und Tourismus vorneweg, bei denen schon der nächste scharfe Einbruch absehbar ist, kaum dass eine erkennbare Erholung eingesetzt hat. Dazu gehört vor allem auch die Event-Branche, deren Teil auch das globale Messegeschäft ist. Die CES, die immer zu Jahresbeginn in Las Vegas ihre Tore öffnet und deshalb 2020 als Einzige dem Covid-Shutdown noch haarscharf entgangen war, hatte eigentlich gehofft, mit einem einzigen virtuellen Event in diesem Jahr insgesamt glimpflich durch die Pandemie zu kommen. Sie wird jedoch durch immer neue Virusmutanten, teils schleppende Impfkampagnen und politische Hilflosigkeit eingeholt.
Unmittelbar vor Weihnachten begann die wenig schöne Bescherung in Gestalt von Absagen zur Teilnahme vor Ort durch große Namen wie Microsoft, Google, Amazon und Intel. Sie alle entschieden sich nun für einen virtuellen Auftritt, eine Entscheidung, die übrigens zentrale Messe-Magneten wie Nvidia von Beginn an getroffen hatten. Für eine Technologiemesse ist der fehlende persönliche Auftritt von Vertretern schwergewichtiger Unternehmen der Branche ein Schlag – auch wenn die Messegesellschaft in ihrem letzten Update am Tag vor Weihnachten noch betonte, wie sehr sich Absagen insgesamt in Grenzen halten. Nur 7% der Ausstellungsfläche seien betroffen.
Dennoch hat sich in diesem Jahr vor allem auf der CES gezeigt, wie wenig tragfähig ein virtuelles Design für diese Messe ist. Die Show hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Ausstellungsorte für die globale Automobilindustrie entwickelt. Die Hersteller trafen dort auf das Publikum, dem die zunehmend komplexe Kombination Hardware und Software im Auto der Zukunft vermittelt werden kann. Dabei waren sich alle Experten einig, dass Anfassen und Ausprobieren gerade in dieser Branche unverzichtbar ist. Die CES hat in ihrer Wachstumsstrategie stark auf die wirtschaftliche Schlüsselbranche gesetzt und in der Show 2022 erstmals eine eigene Halle für den Automotive-Sektor reserviert. Nun haben GM und die Google-Tochter Waymo als Flaggschiffaussteller ihre physische Teilnahme gestrichen.
Deren Rückzieher allein ist für die Messe keine Katastrophe, eine Hiobsbotschaft ist das allemal. Sie dürfte vor allem in Barcelona mit Sorge gehört werden. Dort steht Ende Februar mit dem World Mobile Congress die nächste Bewährungsprobe an.