Anleger atmen auf
Zinsentscheidungen
Anleger
atmen auf
Von Kai Johannsen
Erleichterung an den Finanzmärkten: Nach der Europäischen Zentralbank (EZB) haben nun auch die US-Notenbank und die Bank of England eine Zinspause in ihrer restriktiven Zinspolitik im Kampf gegen die Inflation eingelegt. Das nährt die Hoffnung an den Märkten, dass es auch im Dezember zu einem erneuten Abwarten der Währungshüter kommen wird, da die Notenbanken wohl erstmal die Wirkungen ihrer Serie von Zinserhöhungen bewerten wollen. Immer mehr Investoren stellen sich nun darauf ein, dass in den nächsten Monaten Zurückhaltung angesagt sein wird. Und genau dahingehend wird auch die angeschlagene Tonart der Zentralbanker interpretiert.
Geht es nach dem niederländischen Notenbankchef Klaas Knot, könnte die EZB die Leitzinsen voraussichtlich in den kommenden Monaten auf ihrem aktuellen Niveau belassen. "Ich persönlich sehe das derzeitige Niveau unserer Leitzinsen als eine gute 'Reiseflughöhe' an, auf der sie für einige Zeit bleiben können", sagt er jüngst. Und laut Andrew Bailey von der Bank of England ist es derzeit viel zu früh, um über Lockerungen der geldpolitischen Zügel nachzudenken. Zumindest fällt mal das Wort Lockerung.
Die Märkte hängen bekanntlich an den Lippen von Notenbankvertretern, und das insbesondere, wenn es nun um die Zinswende nach unten geht. Und diese jüngsten Äußerungen von Zentralbankern haben bereits ausgereicht, dass die Märkte sich nun immer mehr für die ersten Zinssenkungen im Jahr 2024 positionieren, wie auch die Zinsstrategen der Commerzbank konstatieren. Zwar spielt der Markt derzeit das Szenario „higher for longer“ in Sachen Zinsen, aber es kommt auch immer mehr die Perspektive herein, dass der nächste Schritt nicht nach oben geht, sondern nach unten. Denn die Zeichen stehen in den USA und in der Eurozone klar auf Rezession. Sollte dieses trübe Konjunkturbild Realität werden, ist spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2024 mit den ersten Zinssenkungen der Notenbanken zu rechnen. Der Markt eskomptiert es: Die zehnjährige Bundrendite hat sich schon ein Stück weit von der 3%-Marke abgesetzt. Potenzial für Renditeabstiege nach unten ist durchaus vorhanden, und bei trübem Wirtschaftsverlauf wird es auch genutzt werden.