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Mangelware Flugzeug

Die Luftfahrtbranche ächzt unter einem akuten Flugzeugmangel, daran ändert auch die Übernahme von Spirit durch Boeing nichts.

Mangelware Flugzeug

Boeing

Mangelware Flugzeug

Von Lisa Schmelzer

Die Luftfahrtbranche ächzt unter einem akuten Flugzeugmangel, daran ändert auch die Übernahme von Spirit durch Boeing nichts.

Boeing

Ma(ä)ngelware
Flugzeug

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Die Luftfahrtbranche ächzt unter einem akuten Flugzeugmangel, daran ändert auch die Übernahme von Spirit durch Boeing nichts.

Kein Flugzeug kommt pünktlich“ – mit diesem kurzen, wie prägnanten Satz bringt Lufthansa-Chef Carsten Spohr immer wieder die Verfassung der Flugzeugbau-Industrie auf den Punkt. Die Branche ächzt unter Lieferkettenproblemen, hat mit zum Teil gravierenden Qualitätsmängeln zu kämpfen und wird zudem durch einen Engpass beim Personal ausgebremst. Abhilfe zu schaffen, fällt in dieser Gemengelage schwer, ein um die andere Airline muss ihre Wachstumspläne wegen akuten Flugzeugmangels nach hinten verschieben.

An dieser Situation grundlegend etwas verändern wird auch die nun verkündete Übernahme von großen Teilen des Zulieferers Spirit Aerosystems durch Boeing nicht. Der US-Luftfahrtkonzern hofft, durch die Reintegration von Spirit die Produktion und die Sicherheits- und Qualitätsmanagementsysteme auf „dieselben Prioritäten, Anreize und Ergebnisse ausrichten“ zu können, und setzt dabei den Schwerpunkt auf Sicherheit und Qualität. Schlimm genug, wenn man das extra betonen muss. Zumal die einstige Mutter für einen Teil der Probleme bei ihrer früheren Tochter mitverantwortlich ist.

Shareholder Value im Fokus

Vor ziemlich genau 20 Jahren war Boeing auf die Idee gekommen, das Werk Wichita, die Brutstätte der heutigen Spirit, in die Unabhängigkeit zu entlassen. Boeing sollte damals verschlankt und auf Rendite getrimmt werden, stand doch nach der Fusion mit McDonnell Douglas vor allem der Shareholder Value im Fokus des Managements. Die Fertigungsqualität geriet dabei ziemlich aus dem Blick – was Boeing die heutigen Probleme bescherte, nicht nur die mit Spirit.

Die Idee damals war, mit Spirit einen globalen Großlieferanten für Flugzeugkomponenten zu etablieren, der nicht mehr nur von einem Hersteller abhängig war. Dies ist auch nach 20 Jahren nicht gelungen – aus gutem Grund. Denn es braucht eben ein hohes Maß an Erfahrung und Spezialwissen in dem Geschäft, was einer breiteren Aufstellung entgegensteht. Zwar ist Spirit mittlerweile auch für Airbus und andere tätig, Hauptkunde ist aber Boeing geblieben, und die hat den Zulieferer nach Meinung von Branchenkennern über die Jahre ausbluten lassen. Die Verträge waren wohl oft so ungünstig für Spirit, dass man kaum über die Runden kam.

Kann sein, dass es die Qualitätsprobleme von Boeing etwas abmildert, wenn Spirit an der kurzen Leine geführt wird. Am akuten Flugzeugmangel wird sich so bald nichts ändern. Die Lieferprobleme im Flugzeugbau dauern Prognosen zufolge noch mindestens bis Ende des Jahrzehnts.

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