KommentarAuslandsinvestitionen

Maues Klima in China

Ausländische Unternehmen werden von der Pekinger Politik wieder umgarnt. Eine Umfrage der Deutschen Handelskammer in China zeigt, dass sie dem Braten nicht wirklich trauen.

Maues Klima in China

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Maues Klima
in China

Von Norbert Hellmann

Chinas Regierungsverantwortliche befinden sich in einer Endlosschlaufe von verbalen Ermunterungen an ausländische Unternehmen, ihr China-Engagement wieder hochzufahren. Es gilt mit frischen Investitionen von den Chancen eines Marktes zu profitieren, der zu präpandemischer Stärke zurückfindet, lautet die Message.

Zuletzt wurden Tesla-Gründer Elon Musk und J.P.-Morgan-Chef Jamie Dimon in Peking fast schon mit Staatsehren empfangen, um ihnen international vorzeigbare hochoptimistische China-Bekenntnisse zu entlocken. Das soll helfen, schwarze Gedanken zu einer wirtschaftlichen Entkoppelung des Westens von China zu verscheuchen. Weitere Vertreter von Großkonzernen, darunter der Gründer des Luxusimperiums LVMH, Bernard Arnault, wollen anreisen und werden sicherlich ins gleiche Horn stoßen.

Die Art und Weise, wie Peking mit dem Antritt von Vorzeigemilliardären Stimmungsmache betreibt, ist als geopolitischer Showeffekt gedacht, zeugt aber auch von Sorgen über das wenig berauschende Geschäftsklima für Auslandsunternehmen. Eine neue Blitzumfrage der Deutschen Handelskammer in China zeigt recht deutlich, wie sehr Anspruch und Realität in Sachen Geschäftsklima auseinanderklaffen. Sechs Monate nach Chinas Ausstieg aus der unsäglichen Null-Covid-Politik ist die Stimmung bei den deutschen Unternehmen praktisch genauso gut oder auch mies wie im Herbst. Damals erreichten die Umfragewerte zu Geschäftsvertrauen, Gewinnperspektiven und Investitionsbereitschaft ein Allzeittief.

Die Hoffnungen auf eine überzeugende Konjunkturerholung haben sich bislang nicht erfüllt. Die Gewinnaussichten sind gerade in Branchen, denen deutsche Firmen schwerpunktmäßig angehören, zumindest im Vergleich zu Zeiten vor der Pandemie alles andere als rosig. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Investitionen in den kommenden zwei Jahren steigern wollen, hat sich nach Ende der Null-Covid-Politik nicht mehr wesentlich erhöht und bleibt damit deutlich hinter den Vorjahren zurück. Aus der Befragung sticht eindeutig hervor, dass die geopolitische Situation und auch die immer tiefgreifendere politische Überformung der Behandlung von ausländischen Unternehmen in China mächtig auf die Stimmung drücken. Dem stehen die verbalen Umarmungsgesten für nun wieder hochgeschätzte ausländische Investoren der Regierung gegenüber. Das Gros der deutschen Unternehmen in China scheint es mit einem Goethe-Bonmot zu halten: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“

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