Milliardärsfamilien verlieren Berührungsängste zu Private Equity
Encavis-Deal
Milliardärsfamilien stützen KKR
Von Christoph Ruhkamp
Bei der milliardenschweren Übernahme des Hamburger Windparkbetreibers Encavis kommen zwei Partner zusammen, die noch vor nicht allzu langer Zeit typischerweise Berührungsängste gehabt hätten. Der Finanzinvestor KKR tut sich mit der Milliardärsfamilie Viessmann als Co-Investor zusammen. Auch die Familie des Hamburger Imobilien-Tycoons und Milliardärs Albert Büll bleibt als Verbündeter bei der Übernahme beteiligt an Encavis.
Die Transaktion ist gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Normalerweise schätzen Private-Equity-Häuser wie KKR es, allein das Sagen bei den von ihnen erworbenen Unternehmen zu haben. Die Ausnahmen von dieser Regel werden immer häufiger. Zugleich handelt es sich bei dem Deal um das erste größere Investment der Familie Viessmann nach dem Verkauf der Kernsparte ihres Unternehmens mit den Gasheizungen und Wärmepumpen an den US-Konzern Carrier Global, der 12 Mrd. Euro eingespielt hatte.
Direktinvestments deutscher Family Offices in Unternehmensbeteiligungen abseits der Börse werden häufiger. Doch dies ist das erste Mal, dass sich eine Familie an einem Take Private eines Unternehmens durch eine US-Private-Equity-Firma beteiligt. Das Vertrauen in Finanzinvestoren hat auf Seiten der Unternehmerfamilien zugenommen. Das gilt nicht nur für KKR, die auch am familiengeführten Bremer Raumfahrtkonzern OHB beteiligt ist. Auch der familiengeführte Industriegasekonzern Messer aus Bad Soden ließ sich von CVC dabei unterstützen, das Unternehmen per Milliardenzukauf zum globalen Anbieter zu machen. Und der Prothesenhersteller Ottobock holte vorübergehend EQT als Finanzier mit Minderheitsanteil an Bord.
Für die Energiewende dürfte der aktuelle Deal gewinnbringend sein. Gemeinsam mit KKR werden die Milliardärsfamilien das notwendige Kapital für den Ausbau der Wind- und Solarparks von Encavis aufbringen. Bis 2027 ist eine Verdreifachung geplant. An der Börse wäre das mit mehreren auf einander folgenden Kapitalerhöhungen doch sehr mühsam geworden und hätte länger gedauert.