Mission Impossible an der Seine
Notiert in Paris
Mission Impossible an der Seine
wü Paris
Von Gesche Wüpper
Paris ist der Mittelpunkt der Erde. Die französische Hauptstadt ist derzeit Treffpunkt von allen, die in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft Rang und Namen haben — von OpenAI-Chef Sam Altman über Google-Chef Sundar Pichai und Microsoft-Chef Brad Smith bis zu Bundeskanzler Olaf Scholz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, dem neuen US-Vizepräsidenten J.D. Vance und Indiens Premier Narendra Modi.
Auch Filmstar Tom Cruise weilte in Paris. Allerdings nicht als Gast des KI-Gipfels, den Frankreich zusammen mit Indien ausrichtet, sondern weil er vom altehrwürdigen Aéro-Club de France ausgezeichnet wurde, einem der ältesten Flieger-Clubs der Welt. Immerhin hat Cruise in dem Kino-Hit „Top Gun“ und seiner Fortsetzung den Kampfjet-Piloten Peter „Maverick“ Mitchell gespielt und in den „Mission Impossible“-Filmen immer wieder mit halsbrecherischen Stunts in der Luft geglänzt, genau wie bei der Abschlusszeremonie der Olympischen Spiele in Paris letzten Sommer.
Cruise inspiriert
Catherine Manoury, ehemalige Kunstflug-Weltmeisterin und Vorsitzende des 1898 gegründeten Aéro-Club de France, hat ihn deshalb für seinen Beitrag zur Geschichte der Luftfahrt mit der Grande Médaille gewürdigt, der höchsten Auszeichnung des Clubs, die vor Cruise bereits Luft- und Raumfahrtlegenden wie Charles Lindbergh und Neil Armstrong erhalten haben. Cruise habe zahlreiche junge Menschen inspiriert, Pilot zu werden, erklärte sie. Es ist nicht das erste Mal, dass der Filmstar von Piloten aus Frankreich geehrt wird. Trotz seiner umstrittenen Mitgliedschaft bei Scientology ist er Ende 2022 zum Ehrenmitglied der berühmten Kunstflugstaffel Patrouille de France ernannt worden, die Teil der französischen Luftwaffe ist.
Frugale KI
Ob der KI-Gipfel die Hoffnungen erfüllt oder sich als Mission Impossible erweist, muss sich noch zeigen, gerade beim Thema Nachhaltigkeit. Der Energieverbrauch von Datenzentren dürfte sich laut einer Studie der Internationalen Energieagentur von 2024 bis 2026 auf 1.000 Terawattstunden mehr als verdoppeln und damit dem jährlichen Energieverbrauch Japans entsprechen. Frankreich wirbt deshalb für eine frugale KI und empfiehlt, jedes Mal darüber nachzudenken, ob KI in diesem oder jenen Fall in Unternehmen, Verwaltungen und Privathaushalten tatsächlich eingesetzt werden muss. Auch müsse stets nach der optimalen Lösung gesucht werden. So verbrauche klassische KI inzwischen sehr wenig Energie, generative KI dagegen viel.
Gewerkschaftskritik
Bereits als Mission Impossible hat sich der Versuch von Journalisten aus dem In- und Ausland erwiesen, Zugang zum Grand Palais zu erhalten. Zahlreichen Redaktionen sei die Akkreditierung verweigert worden, kritisiert die Journalistengewerkschaft SNJ-CGT. Der Élysée habe keine Angaben zu den Kriterien der Auswahl gemacht. „Ein solches Signal kann berechtigterweise Beunruhigung auslösen, jetzt, wo die Techriesen mit einem autoritären oder gar faschistischen Duft die Oberhand über die amerikanische Verwaltung übernommen zu haben scheinen.“