KommentarSunrise-Medical-IPO

Mit Schuldenberg an die Börse

Der Rollstuhlhersteller Sunrise Medical geht hoch verschuldet an die Börse. Das traf in diesem Jahr auch auf den Hautpflegekonzern Galderma und die Parfümerie Douglas zu. In einem Fall ging es gut, im anderen schief.

Mit Schuldenberg an die Börse

Sunrise-Medical-IPO

Mit Schuldenberg an die Börse

Von Christoph Ruhkamp

Für ein Unternehmen aus Private-Equity-Besitz ist der IPO-Kandidat Sunrise Medical nicht außergewöhnlich hoch verschuldet. Der Rollstuhlhersteller aus dem baden-württembergischen Malsch trägt beim geplanten Börsengang in diesem Sommer einen Schuldenberg von 580 Mill. Euro mit sich herum. Das entspricht dem 4,1-Fachen des operativen Gewinns, und mit dem Erlös aus neuen Aktien von 240 Mill. Euro soll die Verschuldung, so der Plan des schwedischen Finanzinvestors Nordic Capital, auf das Zweieinhalbfache absinken. So weit klingt das Szenario recht bekannt. Es wurde an der Börse in diesem Jahr schon zweimal gesichtet. Auch der Schweizer Hautpflegekonzern Galderma des schwedischen Private-Equity-Hauses EQT und die Parfümerie Douglas aus dem Besitz des Finanzinvestors CVC senkten per IPO-Erlös ihren Verschuldungsgrad um die Hälfte auf das Zweieinhalbfache. In einem Fall ging das gut, im anderen schief. CVC hatte für Douglas einen Kredit besorgt, der mit Douglas-Aktien besichert wurde. Das kam nicht gut an, und der Kurs von Douglas ist seit dem Debüt um 23% gestürzt. Im Fall von Galderma dagegen wurde ein gleich großer Schuldenberg akzeptiert. Der Kurs legte seit dem IPO um 40% zu. Der wichtigste Unterschied zwischen den Firmen lag aus Investorensicht darin, dass Galderma in der eigenen Branche eine Top-Marke wie Porsche unter den Autoherstellern ist, sowie darin, dass Douglas im Laufe der Zeit einen schwankenden Geschäftserfolg auswies. Das IPO von Sunrise Medical, bei dem die Einnahmen des Unternehmens nur für den Schuldenabbau eingesetzt werden sollen, ist insofern ein gewagtes Unterfangen. Es könnte das dritte IPO 2024 in Deutschland werden – und zugleich der zweite Flop nach Douglas. Eine Absicherung könnte indes eingebaut werden: Das IPO erfolgt per Privatplatzierung. Somit kann das Bookbuilding ohne Privatanleger auf zwei Tage verkürzt und das Marktrisiko begrenzt werden. Diesen Kniff hatte der Panzergetriebehersteller Renk (81% Kursplus) angewendet, der aus dem ersten gescheiterten Anlauf im Oktober lernte. Auch Planisware in Frankreich folgte dem Renk-Vorbild.

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