Mut zum Lückenschluss
Betriebsrenten
Mut zum Lückenschluss
Von Wolf Brandes
Jetzt ist die Gelegenheit zum Handeln, und alle Verantwortlichen in den Pensionseinrichtungen sollten diese Chance nutzen.
Viel redet man bei der Rente über die Vorsorgelücke, also die Differenz zwischen Rente und Nettoeinkommen. Oder über die Finanzierungslücke zwischen Rentenvolumen und Beitragsvolumen. Weniger wird bei der Altersvorsorge von der Deckungslücke der Pensionseinrichtungen der betrieblichen Rente gesprochen.
Schon die Terminologie ist kompliziert, denn gemeinhin redet man vom Ausfinanzierungsgrad oder Deckungsgrad, also dem Anteil der betrieblichen Pensionszusage, der durch Kapital gedeckt ist. Dieser Anteil war bei den deutschen Konzernen in den vergangenen Jahren auch besorgniserregend niedrig, der Ausfinanzierungsgrad betrug Ende 2019 noch rund 60%.
Gegenläufige Effekte
Doch dann kam die Zinswende und die hat beim Thema betriebliche Altersvorsorgeeinrichtungen gegenläufige Effekte. Einerseits sinkt durch höhere Zinsen das Kapital, weil es überwiegend in festverzinslichen Papieren angelegt ist. Andererseits: Umso stärker sanken die Pensionsverpflichtungen, die rein rechnerisch eine sehr lange Laufzeit haben. Der Deckungsgrad bei den Dax-Konzernen stieg auf rund 83%, für deutsche Verhältnisse ein hervorragender Wert.
Doch sollte man in Jubel ausbrechen, weil bei den betrieblichen Systemen der Konzerne eitel Sonnenschein herrscht? Zum einen ist die Rechnung der Pensionsverpflichtungen im Vergleich zum Pensionskapital eine sehr marktabhängige Angelegenheit, die nicht so einfach zu interpretieren ist. Andererseits besteht die Gefahr, dass bei einem Renditerückgang, und den ersten haben wir gesehen, die Deckungslücke wieder in die Höhe schnellt.
Volatilität senken
Eine solche Volatilität in diesem Segment der betrieblichen Altersvorsorge kann nicht wünschenswert sein, hier geht es um Verlässlichkeit. Daher sollten die Beteiligten jetzt die Situation nutzen, mehr Ruhe ins System zu bringen. Das heißt, den hohen Deckungsgrad möglichst zu sichern und damit unabhängiger von Marktverwerfungen zu werden.
Jetzt ist die Gelegenheit dazu und alle Verantwortlichen sollten diese Chance nutzen. Andere Länder haben das vorgemacht. Der Anteil der Absicherung dieser Risiken ist beispielsweise in Großbritannien deutlich niedriger und die Deckungsquote ist sehr viel höher als in Deutschland. Weltweit kommt man in diesem Jahr auf einen Rekordwert von 96% Finanzierungsquote bei betrieblichen Vorsorgeeinrichtungen im Bereich der Unternehmen. Davon ist man in Deutschland noch ein gutes Stück entfernt.