Nationalstolze Tanzroboter
Wie gut können von künstlicher Intelligenz angereicherte humanoide Roboter mittlerweile tanzen? Zumindest in China mehr als passabel, darf man feststellen. Bei der Fernsehgala zum chinesischen Neujahrsfest mischte sich eine blecherne Tanztruppe mit einer menschlichen für eine imposante futuristische Darbietung. Mit fluiden Bewegungen und sicherem Taktgefühl war diese humanoide Mixtur auf ihre persönlich-unpersönliche Art glatt der Star des wichtigsten Abends im chinesischen TV-Kalender.
Massenproduktion steht an
Hinter den gefeierten Akteuren steht das chinesische Start-up Unitree Robotics, das sich mit seinem G1 genannten Allzweck-Robotermodell an der Schwelle zur Massenproduktion sieht. Er ist im Handel für 99.000 Yuan (13.000 Euro) zu haben. Als Haushaltsbegleiter noch nicht ganz ausgereift, wird der G1-Roboter jedoch bereits von einigen Firmen als Entertainer auf Messen und Werbeveranstaltungen eingesetzt. Pekings Wirtschaftsplaner sehen in der Robotertechnik zudem ein vielversprechendes Konsumanregungsthema.
Roboter für jedermann
Man erhofft sich ein „disruptives“ Produkt von der Sorte Laptop, Smartphone oder Elektroauto, sprich einen hochwertigen Konsumartikel, der potenziell in jeden Haushalt gehören könnte. Unitree-Gründer Wang Xingxing rangiert zusammen mit Liang Wenfeng, der das Sensations-KI-Modell DeepSeek auf die Beine gestellt hat, in der Gunst der Pekinger Parteiführung derzeit ganz weit oben. KI-Chatbots und humanoide Roboter gelten als besonders effektvoll, um chinesische Ambitionen zu technologischer Führung im Globalmaßstab zu unterstreichen.
Zweibeinig unpraktisch
Chinesische Firmen glänzen auf dem Gebiet der biologisch inspirierten Robotik, bei der man sich Fähigkeiten von Lebewesen abguckt. Durch KI wird die Programmierung dramatisch vereinfacht und verbilligt. Spektakuläre Fortschritte sieht man bei Roboterhunden und mechanischen Kriechtieren, die als Lastenträger auf unebenem Terrain oder bei Lawinen- und Erdbebenunglücken eingesetzt werden können. Humanoide Roboter aber genießen Vorrang und ziehen besonders hohe Investitionen für Forschung und Entwicklung an. Dies, obwohl das für Menschenähnlichkeit verbürgende „Zweibeinertum“ technisch gesehen gewaltige Nachteile hat.
Fußball ist „Next Level“
Deutlich erkennbar war das kürzlich bei einem „Fußballturnier“ in Schanghai. Das im Rahmen der Global Developer Conference der Shanghai AI Industry Association medienwirksam inszenierte Gekicke von Roboterzwergen erwies sich bei allem Respekt nur als Standfußball mit extrem geriatrischem Anstrich. Fußballer gelten zwar in der Regel nicht als Intelligenzbestien, aber die motorische Cleverness, die es braucht, einen Dribbling-Akt oder auch die Blutgrätsche zielgenau und exakt getimt anzubringen, ist künstlich nur schwer zu bewerkstelligen. Für eine flotte Tanzgala lässt sich jeder Hüftschwung vorab programmieren. Spontane Bewegungsadaption auf einen Gegner mit ebenfalls zwei Beinen ist hingegen „Next Level“.