Neuer Schwung im Milliardenpoker
Chipindustrie
Neuer Schwung im Milliardenpoker
Von Heidi Rohde
In der Chipindustrie läuft die Aufholjagd der Nvidia-Konkurrenz. Der globale gleichzeitige Subventionswettlauf nährt den Hype.
In der Chipindustrie werden die Karten neu gemischt. Dabei ringen Branchenschwergewichte im Fernen Osten und im Westen um milliardenschwere Subventionstöpfe, mit denen sich die Regierungen überbieten, um eine Schlüsselindustrie der (digitalen) Wirtschaft an den heimischen Standort zu locken und diesen damit resilienter zu machen. Just zu Wochenbeginn erhielt Texas Instruments einen staatlichen Milliardenzuschuss der USA für eine neue Halbleiterfabrik, am Dienstag pumpten chinesische Staatsunternehmen frische Mittel in den Schanghai-Halbleiterfonds. Zugleich kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Grundsteinlegung des geplanten TSMC-Werks in Dresden ungehemmt weitere staatliche Hilfen für die Branche an, um Unternehmen nach Europa zu locken.
Knappheit in der Fertigung
Der kometenhafte Aufstieg des einstigen Grafikkartenherstellers Nvidia, dessen Hochleistungsprozessoren die nötige Rechenleistung für Softwaretechnologie mit künstlicher Intelligenz bereitstellen, hat die Fertigungskapazitäten in der Branche derart angespannt, dass sie gerne überall die Hand aufhält, um die nötigen Investitionen in neue Anlagen nicht allein tragen zu müssen. Auch Nvidia selbst profitiert so mittelbar von den staatlichen Hilfen, da ihr rasantes Wachstum durch Engpässe in der Produktion empfindlich gebremst werden könnte.
Neue Stufe durch Mega-Deal
Zugleich beflügeln die Milliarden, die dem Sektor zufließen, die Anstrengungen der Unternehmen, sich in der Wertschöpfungskette bestmöglich zu positionieren. Während Intel an Innovationskraft so viel eingebüßt hat, dass der einstige Branchenkönig im Wettbewerb nicht mehr mithalten kann und sein Heil in der Auftragsfertigung sucht, sieht Konkurrent AMD seine Chancen in der Aufholjagd zu Nvidia steigen. Nach dem Mega-Deal von 2022, als AMD ihre Rechenzentrumsaktivitäten mit der 50 Mrd. Dollar schweren Übernahme von Xilinx auf eine neue Stufe gehoben hatte, baut der Konzern den Bereich stetig aus.
Der jüngste Zukauf von ZT Systems für knapp 5 Mrd. stärkt sein Angebot für hochperformantes Cloud Computing in Rechenzentren. Damit steuert AMD dieselbe Goldgrube an, aus der sich auch Nvidia bedient. Dem KI-Shootingstar rennen nämlich die sogenannten Cloud-Hyperscaler – Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud – die Bude ein. Deren Bedarf an Rechenleistung, getrieben durch den eigenen KI-Wettstreit, dürfte die Nachfrage für Nvidia und Co noch lange Zeit stützen, zumal wenn auch Staatsgeld weiterhin so üppig fließt.