Neustart mit Tücken
Lilium
Neubeginn
mit Tücken
Von Stefan Kroneck
Gut zehn Jahre nach seiner Gründung steht der insolvente Elektro-Flugtaxibetreiber Lilium vor einem Neustart. Es war eine Rettung in letzter Sekunde. Filmreif kündigte das bayerische Unternehmen just zu Heiligabend an, dass ein Investorenkonsortium namens Mobile Uplift Corporation einen Kaufvertrag für das Betriebsvermögen der Konzern-Tochtergesellschaften unterzeichnet habe. Der Gläubigerausschuss stimmte dem Einstieg einer dahinterstehenden Gruppe von Investoren aus Nordamerika und Europa zu.
Ende gut, alles gut bei Lilium? Mitnichten! Infolge des Einstiegs neuer Geldgeber bei der klammen und hochdefizitären Firma mit operativen Sitz in Gauting bei München ist zwar eine Zerschlagung abgewendet worden. Dass 775 Mitarbeiter von zuvor insgesamt 1.000 gekündigten zu Beginn des neuen Jahres bei ihrem bisherigen Arbeitgeber wieder antreten können, ist angesichts der Rezession in Deutschland zweifellos eine gute Botschaft.
Riskantes Unterfangen
Der Neubeginn impliziert aber keine Bestandsgarantie für Lilium. Es gleicht einem abermaligen riskanten Versuch, mit der Vorfinanzierung aufwendiger, kostenträchtiger Entwicklungen das Geschäftsmodell auf eine solidere Basis zu stellen. Die Frage nach der Nachhaltigkeit der Strategie von Lilium ist damit aber nicht beantwortet.
Dass Flugtaxi-Start-ups generell in Existenznöten stecken, zeigte die jüngste Vergangenheit. Die Anbieter verbrennen mehr Geld, als sie an liquiden Mitteln einwerben konnten. Beim Wettbewerber Volocopter wird spekuliert, dass der chinesische Konzern Geely die Mehrheit übernimmt, um die Firma vor der drohenden Pleite zu bewahren. Nach der gescheiterten Suche neuer frischer Mittel ging Lilium Anfang Oktober in die Insolvenz in Eigenregie. Branchenkenner vermuten, dass der Bedarf an batteriebetriebenen Flugtaxis doch nicht so hoch sein wird wie in der anfänglichen Euphorie angenommen wurde. Denn Flugtaxis bieten zum Beispiel in Ballungsräumen keine überzeugenden Vorteile gegenüber herkömmlichen Hubschraubern. Vor diesem Hintergrund enthält der Neustart von Lilium noch viele Tücken.