Leserbrief

Niemand träumt von Größe

Zum Kommentar „Falscher Traum von Größe“ von Jan Schrader, der am 11. Februar 2022 auf Seite 1 der Börsen-Zeitung erschienen ist, schreibt uns Frank Bock, Sprecher des deutschen Fondsverbands BVI:

Niemand träumt von Größe

Zum Kommentar „Falscher Traum von Größe“ von Jan Schrader, der am 11. Februar 2022 auf Seite 1 der Börsen-Zeitung erschienen ist, schreibt uns Frank Bock, Sprecher des deutschen Fondsverbands BVI:

Unter der Überschrift „Falscher Traum von Größe“ erschien am 11. Februar ein Kommentar in dieser Zeitung. Der Kommentator behauptet darin, dass sich der BVI für die deutsche und europäische Branche offenbar wünscht, einmal unter den großen US-Adressen mitzuspielen, die das globale Fondsgeschäft dominieren. Das ist so absurd, dass wir uns genötigt sehen, diesen Leserbrief zu schreiben. Es wäre uns peinlich, wenn jemand glaubte, wir hätten solche Träume. Niemals haben der BVI oder seine Mitglieder solche Ambitionen geäußert. Was der BVI und andere europäische Verbände und Assetmanager seit Jahren fordern, ist vielmehr ein Umdenken der EU in der Finanzmarktregulierung. Dafür ziehen wir den Vergleich zu den USA, deren Finanzindustrie seit der Finanzkrise die europäische in den meisten Feldern abgehängt hat. Das gilt trotz des starken Wachstums in Europa auch für das Assetmanagement. Ein Grund ist die unterschiedliche Regulierung in der EU und Amerika. Die EU-Regulierung kreist im Wesentlichen um sich selbst. In ihrer eurozentristischen Nabelschau dreht sich alles um die selbstgesteckten Regulierungsprioritäten Verbraucherschutz und Finanzmarktstabilität. Finanzmarktakteure gelten als potenzielle Gefahren, Regulierung soll diese Gefahren eindämmen, je mehr desto sicherer. Die internationale Perspektive fehlt ebenso wie die Kultur, bei Abwägungsentscheidungen die Belange der Finanzindustrie einzubeziehen. Weder der Brexit noch das Davonziehen der Finanzindustrie in Amerika und Asien haben daran etwas geändert.

Ganz anders die US-Regulierung. Auch sie hat die wichtigen Ziele Verbraucherschutz und Finanzmarktstabilität, daneben behält sie aber auch die Interessen der heimischen Finanzindustrie im Auge. Genau das sollte die EU auch endlich tun. Wir stehen in einem globalen Wettbewerb. Kein Markt kann sich abschotten. Somit führt auch der Hinweis des Kommentators ins Leere, dass der Status quo hierzulande für die Branche gut sei. Angesichts des steigenden Margendrucks müssen sich Assetmanager auf ihre Wettbewerbsfähigkeit konzentrieren.

Die EU-Überregulierung bindet enorme Ressourcen und schwächt die europäischen Assetmanager im globalen Wettbewerb. Die EU muss sich endlich fragen, ob Verbraucher und Aufsichtsbehörden wirklich auf das fünfte oder sechste Reporting gewartet haben, während dieses auf Seite der Branche unverhältnismäßige Kosten verursacht. Der Vergleich mit den USA hat also nichts mit einem Traum von Größe zu tun. Wie der Kommentator darauf kommt, bleibt sein Geheimnis.