KommentarGesundheitskonzern

Innovation trifft Klumpenrisiko

Der Studienerfolg von Novo Nordisk dürfte nicht die letzte Innovationsattacke auf das Brot- und Buttergeschäft von FMC sein.

Innovation trifft Klumpenrisiko

DIALYSE-KONZERN

Innovation trifft
Klumpenrisiko

Von Heidi Rohde

Das Echo auf ein neues Nierenmedikament, das der dänische Pharmahersteller Novo Nordisk erfolgreich getestet hat, war bei den Investoren von Fresenius und ihrer Dialysetochter FMC gewaltig. Ein Kursabschlag von bis zu einem Viertel bei der FMC-Aktie spiegelt indes vor allem, wie sehr das Vertrauen der Investoren in den Anbieter von Gerätetherapien bei Nierenleiden zuletzt gelitten hat. Denn die Vorschusslorbeeren der Börse, die sich in einem Kursgewinn von rund 30% seit Jahresbeginn ausdrücken, wurden auf einen Schlag fast gänzlich einkassiert.

Dabei lässt sich schwer sagen, wie begründet das Misstrauen in eine längerfristig womöglich deutlich schwindende Patientenzahl bei Dialysebehandlungen tatsächlich ist. Die Einschätzung von FMC selbst, dass eine verzögerte Notwendigkeit der Blutwäsche durch Medikamente die Lebenserwartung der Betroffenen erhöht und sich dies sogar positiv auf die Geschäfte von FMC auswirken könnte, ist nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Hinzu kommt, dass die Studienergebnisse noch gar nicht öffentlich vorliegen und der Umfang, in dem das Medikament eingesetzt werden könnte, welche Akzeptanz es auch immer angesichts von Nebenwirkungen finden würde, noch gar nicht klar ist.

Allerdings offenbart der Studienerfolg von Novo Nordisk in jedem Fall die große Verwundbarkeit eines Geschäftsmodells, das in mehrfacher Hinsicht mit Klumpenrisiken behaftet ist. Abgesehen davon, dass sich FMC im Umsatz auf einen eng definierten Produktbereich stützt, fällt auch die Abhängigkeit vom US-Markt ins Auge, wo im Kerngeschäft 80% der Erlöse erzielt werden. Damit ist der Konzern quasi naturgemäß schockanfällig, ein Risiko, dem bisher ein natürlich wachsender Markt und kontinuierlich steigende Erlöse gegenüberstehen.

Dennoch macht der Kurssturz deutlich, dass die Anleger nicht geneigt sind, darauf zu vertrauen, dass FMC, die im vergangenen Jahr operativ einen Ertragseinbruch von rund einem Viertel verkraften musste, allein durch eine finanzielle Rosskur wieder in die Erfolgsspur kommt.

Klar ist auf jeden Fall, dass im Gesundheitssektor insgesamt, sowohl in der Pharmaindustrie als auch in der Gerätemedizin ein Innovationsschub in der Pipeline ist. Dafür spricht nicht nur der wachsende Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), gerade auch in der Wirkstoffforschung, sondern auch die zunehmende Allokation von Wagniskapital im Healthcare-Bereich. Der Studienerfolg von Novo Nordisk dürfte nicht die letzte Innovationsattacke auf FMC sein.