Kommentar Immobilienfondskrise wirft Fragen auf

Oben hui, unten pfui

Es geht um Unterschiede zwischen Journalisten und PR-Leuten. Und einen Donnerschlag für Anleger. Bei der Abwertung des UniImmo Wohnen wäre mehr Transparenz wünschenswert.

Oben hui, unten pfui

Offene Immobilienfonds

Oben hui,
unten pfui

Von Wolf Brandes

Das unterscheidet Journalisten von PR-Leuten: Journalisten freuen sich, wenn sie eine aufregende Nachricht ganz nach oben setzen können. In der Kommunikationsabteilung neigt man dazu, solche Botschaften eher ganz unten zu platzieren. Ein gutes Beispiel dafür ist die Abwertung des offenen Immobilienfonds UniImmo Wohnen ZBI.

Anleger verschonen

Von einem Tag auf den anderen verloren Anleger knapp 17%. Das ist ein Donnerschlag. Das ist eine Nachricht wert. Solche Wertverluste an einem Tag sind selbst am Aktienmarkt selten. Das ist natürlich bitter, aber bei offenen Immobilienfonds kommen einige Besonderheiten hinzu. Anleger konnten nicht einmal verkaufen, weil es bei den Produkten eine Sperrfrist und eine Kündigungsfrist gibt. Aber wie mit den Kunden umgehen? Die möchte man offensichtlich von solchen schlechten Botschaften verschonen.

Das Unheil hatte sich angedeutet, der UniImmo Wohnen hatte in den letzten Wochen und Monaten sukzessive an Wert verloren. Und die Ratingagentur Scope hatte zwei andere offene Wohnimmobilienfonds deutlich herabgestuft.

Vertrauen geht verloren

Doch will man mit „Zurückhaltung“ Vertrauen bewahren oder dazugewinnen? Indem man die schlechten Nachrichten irgendwo auf der Webseite versteckt? Und dann so tut, als ob die Anlageklasse Wohnimmobilien eine wichtige Anlage fürs Depot sei. Die Fondsgesellschaften müssen, was die Kommunikation angeht, vielleicht etwas dazulernen. Das betrifft nicht allein Union Investment, sondern auch andere Häuser. Vor einigen Monaten musste der Leading Cities von KanAm um 13% abwerten. 

Solche Einschnitte sind unvermeidlich, wenn viele Anleger herauswollen. Dann müssen Immobilien verkauft werden, auch unterm Buchwert. Und abgewertet werden. Man sollte so ehrlich sein, den Anlegern zu sagen, dass Immofonds eben keine zwingend wertstabile Anlage sind. Sondern dass es eben auch sehr überraschend zu massiven Abwertungen kommen kann. Ob das eine Werbung für diese Fonds ist, sei einmal dahingestellt. Schade, eigentlich sind offene Immobilienfonds keine schlechte Anlageform.

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