KommentarKünstliche Intelligenz

OpenAI zündet den Turbo

In der Finanzindustrie reibt man sich schon die Hände: Mit dem Einsatz von generativer KI können viele Prozesse automatisiert werden, was reichlich Kosten sparen dürfte.

OpenAI zündet den Turbo

Das Entwicklungstempo, das OpenAI mit ChatGPT an den Tag legt, ist atemberaubend. Im März wurde die erste Version ChatGPT-4 veröffentlicht, im Juli folgte die Schnittstelle für die freien Softwareentwickler, und heute zählt das Produkt schon mehr als 100 Millionen monatliche Nutzer. Tiktok hatte dafür neun Monate gebraucht, Instagram über zwei Jahre. Und während diese beiden Plattformen den Kostenlos-Ansatz pflegen, muss man für die Nutzung von ChatGPT monatlich 20 Dollar (in Deutschland plus Mehrwertsteuer) berappen.

Das Erfolgsrezept von OpenAI liegt darin, ein Produkt zu führen, das eine einfache Nutzung und Anbindung erlaubt, um künstliche Intelligenz (KI), die sich über Sprachbefehle ohne eigene Programmierkenntnisse steuern lässt, direkt in die Praxis zu bringen. Das hat schon zwei Millionen freie Softwareentwickler angelockt, die ChatGPT in die Welt tragen. Das ist die Basis für die grundsätzliche Adaption und Skalierung – und diese dürfte sich mit dem von OpenAI-Chef Sam Altman nun bekannt gegebenen "GPT-4 Turbo" weiter beschleunigen.

Denn mit der für Ende November in Aussicht gestellten Eröffnung eines App Store geht OpenAI die nächste Stufe der Kommerzialisierung zusammen mit sogenannten "Creators" an. Dazu zählen Unternehmenskunden, die jetzt interne GPTs aufziehen können. Das stößt in der Finanzindustrie bereits auf großes Interesse. In den Banken werden laufende Programme zur digitalen Transformation schon um KI-Anwendungen ergänzt. Allein das Dokumentengeschäft rund um Kreditanträge und Regulatorik verspricht große Einsparungen mit Wegfall manueller Prozesse. Hinzu kommt dann KI als Big-Data-Instrument, das verspricht, die unstrukturierten Datensilos der Banken zu bändigen.

Daran scheitert die Kreditindustrie seit gefühlt 20 Jahren. Kein Projekt wird lieber auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben als die Synchronisation der Datenhaushalte nebst Vereinheitlichung der IT-Landschaft. Um das große KI-Wunder sauber aufzusetzen, müssen Infrastrukturen aufgebaut sowie Governance und Workflows für den Einsatz generativer KI definiert werden. Das kann eine Bank nicht hopplahopp nebenbei machen, diese Prozesse müssen sorgfältig mit all ihren Verästelungen implementiert werden.

Und da GPT-4 Turbo realistisch auch viele Hochlohn-Empfänger aus der Softwareentwicklung ersetzen kann, winkt den Banken hier über alle Maßnahmen eine spürbare Entlastung der Cost-Income-Ratio.

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OpenAI zündet den Turbo

Von Björn Godenrath

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