Wien

Pandemie­bedingt verlerntes Reisen

Mancher muss das Reisen nach der Pandemie erst wieder ein bisschen lernen. Vieles ist auf der Strecke geblieben. Panel-Teilnehmern ist die pandemiebedingte Abwesenheit vor Ort auf Konferenzen mitunter anzumerken.

Pandemie­bedingt verlerntes Reisen

Die Covid-19-Pandemie hat es mit sich gebracht, dass Business-Trips und nicht nur solche über zwei Jahre lang nicht mehr existent gewesen sind. Nun laufen Veranstaltungen „sur place“, also persönliche Treffen mit mehreren oder vielen Teilnehmern, und damit das Reisen wieder an. Und so fand in diesen Tagen die 54. Jahrestagung des Kapitalmarktverbandes ICMA (International Capital Market Association) wieder als Event vor Ort in Wien statt und eben nicht nur online. Reisen stand damit auf dem Programm. Komplett verlernt hat man es zwar nicht, aber so mancher Teilnehmer berichtete, was ihm alles nicht mehr so glatt von der Hand ging. Wie packt man bloß einen Koffer, was muss mit und wie viel davon?

8 kg Handgepäck hätte man zu Hause wiegen können, musste jetzt aber – da zu schwer – als normales Gepäck aufgegeben werden. Und dann: Jacke vergessen, kleinen Regenschirm sowieso. Das durchsichtige kleine Plastiktäschchen mit Zahnpasta etc. hatte mancher auch nicht mehr im Sinn. Bei Luxemburgern war es auch mal unvollständig, hatte doch der Cactus – größte Supermarktkette des Großherzogtums – auch längst nicht mehr alles im Angebot, was man so braucht. Warum auch? Wurde die vergangenen zwei Jahre ja auch nicht mehr benötigt. Also bei Ankunft erstmal in den Supermarkt. Und manch einer hatte offenkundig auch nicht mehr in Erinnerung, wie viele Klamotten man für die Zeit von Mittwochabend bis Freitagnachmittag braucht. So reiste eine Frau, die vor der Pandemie als Frequent Traveller bezeichnet werden durfte, mit einem Koffer an, der für eine vierköpfige Familie für einen 14-tätigen Sommerurlaub vollkommen ausreichend gewesen wäre, um alle Klamotten zu verstauen. Auf den fragenden Blick auf den Koffer kam prompt die Antwort: „Das ist wegen der ganzen Schuhe.“ Völlig klar: für zwei Abende und zwei Tage.

Und auch bei so manchen Panel-Teilnehmern war zu spüren, dass es pandemiebedingt ein Weilchen her war, dass man sich vor in Person anwesendem Publikum äußerte. „Vienna is not the leading financial market place in the world”, war zu vernehmen – fast schon Breaking News. Oder: „Kryptos and Blockchain are highly suspicious financial instruments”. Mancher zog die Augenbrauen hoch.

Ein Highlight auch so manch virtuell herbeigezauberte einleitende Worte: Die riesige Leinwand ermöglichte in einem Fall den Blick ins komplette Wohnzimmer, mit allen Bücherschränken, Bildern an der Wand, Deckenleuchter aus längst vergangener Zeit und Figuren, Vasen, Blumen auf der Fensterbank etc. pp. Eine Moderatorin hat es bei online zugeschalteten Gästen nun mal schwer, einzuhaken und damit die Online-Ausführungen abzukürzen. Das Panel, für das eine Stunde angesetzt war, verlor allein über das „kurze“ Online-Einführungsstatement knapp 25 Minuten. Ein Panel-Teilnehmer nahm sogar sein Handy heraus. Unbekannt, ob er Mails checkte oder spielte. Er merkte aber schnell, dass er auf einem Panel vor gut 800 Gästen saß, und packte es dann wieder weg. Das war schon fast Realsatire. Vieles muss sich erst wieder einpendeln. Es wird gelingen. Hoffentlich macht die Pandemie ab Herbst keinen Strich durch die Rechnung.

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