PBOC spielt den Helfer in der Not
China
PBOC spielt
Helfer in der Not
Von Norbert Hellmann
Mit monetären Stimuli ist China längst noch nicht aus dem Schneider.
Die Sorgen um nachlassende Wirtschaftskräfte im Reich der Mitte sind groß. Nun wird die Zentralbank in einem für China eher ungewöhnlichen Ausmaß eingespannt, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Am Dienstag verkündete die People’s Bank of China (PBOC) eine ganze Latte von Maßnahmen, die von Zinssenkungen über Mindestreservelockerung bis zu einem Stabilisierungsfonds für den Aktienmarkt reichen.
Im Auftrag Pekings bekennt sich die PBOC nun zu einer ungewohnt offensiven Geldpolitik, die zur Revitalisierung der Konjunktur, des Immobilienmarktes und insbesondere der Börsenstimmung beitragen soll. Dabei greift man zum Novum von Kreditfazilitäten der Notenbank, um Aktienkäufe von Finanzinstituten zu alimentieren. Damit allein war dem Maßnahmenpaket der PBOC schon einmal eine Jubelreaktion an den Börsen gesichert. Ein Anstieg der Leitindizes auf dem Festland um gut 4% kann sich sehen lassen, es ist der höchste Tagesgewinn seit Mitte 2020.
Die große Frage ist nun, ob es für eine echte Stimmungswende reicht. Die Anleger sehen sich in einem zermürbenden Start-Stop-Zyklus gefangen. Die von Peking bislang angebotenen Stimulus-Happen und auch die Stützungskampagne für den Aktienmarkt vom Februar haben kurze Rallyphasen erlaubt, aber nicht die von Konjunkturpessimismus geprägte Baissestimmung durchbrochen. Wird es diesmal anders sein? Man darf getrost daran zweifeln.
Die nun verkündeten monetären Lockerungsmaßnahmen sind im Einzelnen unspektakulär. Der in eine Leitfunktion geschlüpfte Repozins am Geldmarkt wird um 20 Basispunkte auf 1,5% gesenkt. Die Mindestreservesätze für größere Banken gehen um 50 Basispunkte herunter. Auch sollen die Hypothekenzinsen auf Anweisung der PBOC nicht nur für neue, sondern auch für bestehende Kredite um einen halben Prozentpunkt billiger werden. Das dürfte den brachliegenden Wohnimmobilienmarkt nicht sonderlich beflügeln, bringt aber eine Entlastung der privaten Haushalte, die an der Konsumfront ein wenig helfen kann.
Sämtliche Maßnahmen der Zentralbank sind sinnvoll, aber nur im Kontext der bisherigen Zurückhaltung als aggressiv zu bezeichnen. Mit der Präsentation als Paket will man im Anlauf auf den Nationalfeiertag am 1.Oktober eine marktpsychologische Wirkung entfalten, die auf das Wirtschaftsvertrauen positiv abfärbt. Das ändert jedoch nichts daran, dass Peking dem eigentlichen Problem einer hartnäckigen Konsumklemme, latenter Deflationsgefahr und gewaltigen strukturellen Herausforderungen mit geeigneten fiskalischen Stimuli noch lange nicht abzuhelfen weiß.