KommentarEther-ETFs

Pyrrhussieg für den Kryptomarkt

Krypto-Enthusiasten jubeln über die Zulassung neuer Ether-ETFs in den Vereinigten Staaten. Doch die Freude dürfte nur von kurzer Dauer sein.

Pyrrhussieg für den Kryptomarkt

Ether-ETFs

Pyrrhussieg für den Kryptomarkt

Von Alex Wehnert

Der von Krypto-Jüngern lange herbeigesehnte Handelsstart von Spot-ETFs auf die zweitgrößte Cyberdevise Ether in den USA stellt einen Pyrrhussieg für Digital Assets dar. Branchenvertreter überschlagen sich dieser Tage zwar mit Jubelarien, die Zulassung der börsengehandelten Fonds habe den Markt wiederbelebt und werde nun über eine verstärkte Akzeptanz bei institutionellen Investoren das Wachstum der Anlageklasse unterstützen. An den Kursen lässt sich das bisher allerdings nicht ablesen. Ether hat in der laufenden Woche rund 9% an Wert verloren, die allgemein gedämpfte Stimmung im Segment sorgt auch bei Bitcoin wieder verstärkt für Druck.

Grayscale-Produkt unter Druck

Das hat zunächst vor allem einen technischen Grund: Während die neuen Ether-ETFs laut dem Vermögensverwalter Coinshares innerhalb der ersten zwei Handelstage laut dem Vermögensverwalter Coinshares zwar tatsächlich starke Mittelzuflüsse von 801 Mill. Dollar eingefahren haben, muss ein bestehender Krypto-Trust des Anbieters Grayscale schwere Abflüsse von 820 Mill. Dollar verkraften. Netto sind also zu einem Zeitpunkt, zu dem sich das Segment im Fokus befindet, 19 Mill. Dollar aus Ether-Produkten abgeflossen. Analysten gehen davon aus, dass Anleger derzeit Gewinne mitnehmen oder in die neuen, günstigeren Produkte wechseln. Schließlich ist der unter Druck geratene Grayscale Ethereum Trust mit einer Gesamtkostenquote von 2,5% vergleichsweise teuer.

Status als spekulative Anlage

Zugleich ist nicht daran zu rütteln, dass institutionelle Investoren Kryptowährungen nicht als langfristige Anlage, sondern als Risikoinvestment sehen, mit dem sich kurzfristige Überrenditen erzielen lassen. Das zeigt sich auch an der weltgrößten Terminbörse CME, wo die Handelsvolumina in Ether-Futures nach der ETF-Zulassung in die Höhe schnellen. Die verstärkte Aktivität institutioneller Marktteilnehmer wirkt in einem positiven Kapitalmarkt- und robusten Konjunkturumfeld als Stütze für Digital Assets. Bei den nächsten makroökonomischen Stotterern schmeißen diese Investoren Kryptowährungen aber als erstes aus dem Portfolio – und setzen den Markt damit umso stärker unter Druck.

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