Beiersdorf

Qualm unterm Dach

Gut zweieinhalb Jahre hielt sich die 2018 berufene Dessi Temperley als Finanzchefin, der zum 1. Januar 2019 für das Vorstandsressort Consumer Brands bestellte Asim Naseer schaffte diese Zeitspanne nicht. Nun gibt Stefan De Loecker sein Mandat als...

Qualm unterm Dach

Gut zweieinhalb Jahre hielt sich die 2018 berufene Dessi Temperley als Finanzchefin, der zum 1. Januar 2019 für das Vorstandsressort Consumer Brands bestellte Asim Naseer schaffte diese Zeitspanne nicht. Nun gibt Stefan De Loecker sein Mandat als Vorstandsvorsitzender auf – nach zwei Jahren und vier Monaten. Bei Beiersdorf qualmt es unter dem Dach. Mitten in der Coronakrise herrscht beim Konsumgüterhersteller große Unruhe.

Die Gründe für die Ablösung der Vorstandsmitglieder bleiben im Verborgenen. Sie mögen in jedem einzelnen Fall unterschiedlich sein. Fakt ist, dass der Nivea-Konzern mittelfristige Finanzziele seiner Anfang 2019 etablierten „Care+“-Strategie inzwischen aufgeben musste und Anleger über die Aussichten derzeit im Unklaren lässt. Dafür spielen die mit der Corona-Pandemie verbundenen Folgen eine wichtige Rolle. Aber nicht allein.

Indem Beiersdorf im Februar verkündete, in den kommenden fünf Jahren zusätzlich 300 Mill. Euro in die Erschließung von Wachstumsmärkten wie China, in die Digitalisierung sowie in Nachhaltigkeitsprojekte zu investieren, tat der Konzern nicht nur kund, weiterhin von der Richtigkeit der Strategie überzeugt zu sein. Er gab auch zu verstehen, mit dem bisherigen Tempo der Umsetzung von „Care+“ nicht zufrieden zu sein.

Nach dem Umsatz- und Ergebnisrückgang im vergangenen Jahr, einem Kursverlust an der Börse von 11,4% und dem schmerzlichen Abstieg des einzigen Hamburger Dax-Unternehmens aus der obersten Börsenliga im März war CEO De Loecker offenbar nicht länger bereit, dem Druck durch den Aufsichtsrat standzuhalten. Er wünsche seinem Nachfolger neben viel Erfolg auch viel Energie bei der Umsetzung der Strategie, so der Vorstandsvorsitzende in einer Telefonkonferenz. Abschiedsworte können viel sagen.

Da mit Vincent Warnery der künftige CEO bereitsteht und die Aufgaben sofort übernimmt, vermeidet Beiersdorf eine Führungskrise. Zugleich steht der Franzose für strategische Kontinuität. Seit 2017 Mitglied im Vorstand, war Warnery an der Etablierung von „Care+“ beteiligt. Einzelne Adjustierungen wären mit Blick auf die stabile finanzielle Lage denkbar. Größere Kursänderungen lässt der traditionell vorsichtige Ansatz bei potenziellen Zukäufen nicht erwarten. Vor allem die angekündigten Zusatzinvestitionen dürften den künftigen Weg vorgeben. Ob Warnery robust genug sein wird, die Anforderungen zu erfüllen, wird sich zeigen. Für Kursfantasie sorgt der Wechsel an der Beiersdorf-Spitze nicht.