Reinigendes Gewitter
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Bei besonderen Staatsanlässen zieht Chinas Führung alle Register, um eine geeignete Festatmosphäre zu schaffen. Mit temporären Fabrikschließungen wird die Luftqualität verbessert, Smog verhindert und die kleinräumige Witterungslage mit Wetterraketen positiv beeinflusst. Zudem wird für gutes Börsenwetter gesorgt. Analysten müssen dann freundliche Einschätzungen verbreiten, während staatliche Finanzvehikel mit Stützungskäufen die Börsenindizes auf feierlichem Niveau halten. Zum 1. Juli hat die Kommunistische Partei mit bombastischen Festivitäten ihren 100. Geburtstag gefeiert, und siehe da, auf dem Pekinger Platz des Himmlischen Friedens war saubere Luft und ansprechendes Wetter, bis die Militärparade abgehalten und der Präsident mit seiner maoistischen Brandrede durch war. Dann konnte der Himmel über Peking nicht mehr einhalten, und es brach ein Jahrhundertgewitter los. Und an der Börse? Der Leitindex CSI 300 hat sich gemäß Parteidiktat wochenlang brav verhalten. Am Freitag durfte er wieder von der Leine und erlitt prompt den größten Tagesverlust seit Monaten.