Ringen um Deutungshoheit bei CBDCs
CBDCs
Die BIZ erhebt Ansprüche
Von Björn Godenrath
Man merkt, dass es bei den Querschnittsthemen digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) und Tokenisierung in die “crunchtime” geht. Kaum hatte der IWF verkündet, an einer CBDC-Plattform zu arbeiten, kommt die BIZ als Zentralbank der Zentralbanken ums Eck und stellt ein ambitioniertes Konzept vor. Dieses soll CBDCs, Giralgeldtoken und Asset-Backed Stablecoins im “unified ledger” global miteinander verzahnen. Genauer gesagt ginge es um programmierbare Wholesale-CBDCs als verbindendes Element für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr nebst Wertpapier-Settlement.
Und das ist genau der richtige Ansatz für eine globale Plattform. Denn im Prinzip wird zunächst nur repliziert, wie der Zahlungsverkehr heute schon läuft. Nach dem Verbuchen von Kontensalden findet immer ein Settlement der an der Transaktion beteiligten Banken über die Zentralbankreserven statt, also in Zentralbankgeld. Deshalb wäre eine Wholesale-CBDC als Klebstoff so wichtig, könnte diese doch in tokenisierter Form das sogenannte “atomic settlement” vollziehen, womit nachgelagerte Prozesse entfielen und künftige Handlungen über Smart Contracts schon definiert sind. Bislang laufen Geldgeschäfte in drei Schritten von Messaging über Reconciliation (in den Datenbanken) bis hin zum Settlement – das ginge in einer tokenisierten Umgebung des “unified ledger” eleganter.
Eine Projektgesellschaft dafür müsste wohl analog zu Swift (eine Genossenschaft) plus den Notenbanken aufgestellt sein, um die Stakeholder unter einen Hut zu kriegen. Dafür müssen die Geschäftsbanken analysieren, welche Trade-offs für sie mit dem “unified ledger” verbunden sein könnten und ob das einer Teilnahme an dem Projekt – das augenscheinlich nicht auf dem Level einer akademischen Diskussion verharren soll – im Wege stehen könnte. Außerdem könnten Banken versucht sein, die Welt der tokenisierten Assets auf ihren Plattformen umzusetzen und dafür nach Bedarf Wholesale-CBDCs einzuspielen – wenn es sie denn gäbe und die Banken nicht wieder anfangen, Silos zu bauen.
Und dann ist da noch die EU-Kommission, die sich genötigt sah, die für den 28. Juni geplante Präsentation zum digitalen Euro zu verschieben. Außerdem stehen seitens der EZB noch Konzept und Bekenntnis zu einer Wholesale-CBDC aus – und bei dem, was sich da an Druck im Kessel aufbaut, sollten die Währungshüter schnell zu Potte kommen. Leitbild dafür könnte das BIZ-Konzept sein, ist dieses doch kohärent. Und die BIZ eignet sich sowieso besser zum Andocken als der IWF.