Riskant hoher Verschuldungsgrad bei Springer Nature
Springer-Nature-IPO
Riskant hoher Verschuldungsgrad
Von Christoph Ruhkamp
Springer Nature soll der erste größere europäische Börsengang in der zweiten Jahreshälfte werden. Das IPO wird mit Sicherheit kein Selbstläufer. Dafür ist der Verschuldungsgrad zu hoch. Exzessive Verschuldung beim IPO gilt bei Investmentbankern als Kardinalssünde. IPO-Investoren haben beim Börsengang der Parfümeriekette Douglas, die dem Finanzinvestor CVC gehört, nicht einmal das Zweieinhalbfache des operativen Gewinns (Ebitda) als angemessene Verschuldung akzeptiert. Der Kurs von Douglas ist seit der Erstnotierung um 26% gefallen. Bei Springer Nature dagegen beträgt die Verschuldung derzeit immer noch das 2,7-Fache des Ebitda - wenngleich das Unternehmen noch 2019 mit dem 4,6-Fachen verschuldet war und somit inzwischen gezeigt hat, dass es in der Lage ist, die Verschuldung aus dem laufenden Geschäft heraus zu senken. Auf Investoren wird es aber wenig überzeugend wirken, wenn der geplante Emissionserlös aus neuen Aktien von 200 Mill. Euro ausschließlich zur Absenkung der Schulden auf 1,65 Mrd. Euro eingesetzt wird. Nach einer Wachstumsstory, für die Investitionen benötigt werden, klingt das nicht gerade. Alles, was das IPO sonst noch einspielt, wird für bestehende Aktien in die Kasse der Private-Equity-Firma BC Partners fließen. So bliebe noch die Hoffnung auf das Wachstumsgeschäft „Open Access“, bei dem die Autoren - meist Wissenschaftler von Universitäten - für die Veröffentlichung in Gratispublikationen zwischen 300 und bis zu 10.000 Euro zahlen, weil sie dann nach Angaben von Springer Nature sechsmal häufiger gelesen werden. Künstliche Intelligenz spielt hier eine ambivalente Rolle. Einerseits macht sie die Überprüfung der wissenschaftlichen Arbeiten leichter und erhöht somit die Effizienz der „Peer Reviewer“ des Unternehmens. Andererseits könnte künstliche Intelligenz aber eines Tages auch Springer Nature als Plattform, die mit ihrer Glaubwürdigkeit der Verifizierung dient, überflüssig machen. In der ersten Hälfte dieses Jahres ging der Erlös jedenfalls von 903 Mill. auf 883 Mill. Euro zurück. CEO Frank Vrancken Peeters erklärt das mit dem Verkauf von Unternehmensteilen.