Notiert inParis

Ritz-Atmosphäre für zu Hause

Verkäufe von Mobiliar und Geschirr aus Luxus-Hotels sind eine Spezialität des Auktionshauses Artcurial. In Frankreich werden solche Auktionen immer beliebter.

Ritz-Atmosphäre für zu Hause

Ritz-Atmosphäre für zu Hause

Notiert in Paris

Von Gesche Wüpper

Es ist eines der berühmtesten Hotels der Welt, verbunden mit unzähligen Legenden. Fast auf den Tag genau 80 Jahre ist es her, dass der Kriegskorrespondent Ernest Hemingway am 25. August 1944 in das Ritz in Paris stürmte und verkündete, hiermit das Hotel und seine Bar von der Nazi-Herrschaft zu befreien. Wer sich ein bisschen Ritz-Atmosphäre nach Hause holen möchte, kann Ende September bei einer Auktion von Artcurial mitbieten. 1.500 Objekte des Ritz werden dann von dem Auktionshaus der Dassaults zur Versteigerung angeboten, darunter eine mit 1.500 bis 2.000 Euro angesetzte Ledereckbank und Gläser aus der Hemingway-Bar. 

Zwar bietet das Luxus-Hotel, in dem Coco Chanel mehr als 30 Jahre lang wohnte, längst auch selber eine Geschirrkollektion zum Kaufen an. Doch Verkäufe wie die Auktion bei Artcurial sind für das Ritz eine gute Gelegenheit, Platz für neue Sachen zu schaffen. Nicht zum ersten Mal, denn das Hotel, das bis dessen Tod im vergangenen Jahr dem ägyptischen Geschäftsmann Mohammed Al-Fayed gehörte, hat bereits 2018 bei Artcurial 10.000 Objekte verkauft und damit 7,3 Mill. Euro erzielt, siebenmal mehr als geschätzt. 2020 versteigerte das legendäre Hotel dann 1.500 Teller, Gläser und andere Tischkunst für 1,7 Mill. Euro. 

Mobiliar und Geschirr von Luxus-Hotels zu versteigern, ist eine Spezialität von Artcurial. „Bei Artcurial haben wir 2007 mit dieser Art von Auktionen mit dem Trianon Palace begonnen“, berichtet Auktionator Stéphane Aubert. Auf den Verkauf von Objekten aus dem in Versailles gelegenen Luxus-Hotel folgte 2013 eine Auktion mit 3.500 Stücken aus dem Crillon für 6 Mill. Euro und 2016 der Verkauf von Geschirr, Töpfen und Pfannen aus dem berühmten Pariser Restaurant La Tour d’Argent. 

In Frankreich immer beliebter

Im Ausland sind solche Auktionen bis auf wenige Ausnahmen noch relativ selten. In Frankreich dagegen gibt es bereits seit ein paar Jahren immer mehr davon. Manchmal verkaufen Hotels und Restaurants ihr Inventar vor einer großen Renovierung, so wie das Royal Monceau. Manchmal veräußern sie die Gegenstände hingegen einfach so, um ihren Bestand erneuern zu können. Sehr zur Freude der Sammler. Das Konzept kommt so gut an, dass die ursprünglich in Lyon von La Vaisselle des Chefs organisierten Auktionen von Geschirr und Küchenutensilien aus namhaften Restaurants inzwischen auch in Bordeaux und dem Elsass abgehalten werden.

„Wir verkaufen einen Teil von Träumen“, sagt Auktionator Aubert. Weil sie von berühmten Adressen stammten, würden sich die Sammler die angebotenen Stücke buchstäblich aus den Händen reißen, sodass die Preise in die Höhe schossen. Zudem stehen die Objekte für französischen Luxus und Lebensart. Davon kann man sich bei den Auktionen zumindest einen kleinen Teil nach Hause holen.    

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