Rohstoffe treiben Inflation an
Superzyklus
Rohstoffe treiben
Inflation an
Von Dieter Kuckelkorn
Die Inflationsraten sind zuletzt weltweit deutlich zurückgegangen. In Deutschland betrug die Geldentwertung im Mai im Vorjahresvergleich 2,4%, was zwar einen leichten Anstieg gegenüber den 2,2% des Vormonats darstellt, aber gar nicht mehr so weit vom Inflationsziel der Europäischen Zentralbank entfernt ist. In den USA lag die Geldentwertung auf Ebene der Verbraucherpreise zuletzt bei 3,4%. Auch das ist nicht mehr sehr viel, insbesondere wenn man es mit den 9,1% vom Juni 2022 vergleicht.
Allerdings kündigt sich weltweit ein neuer Inflationsschub an. Auf breiter Front legen nämlich die Rohstoffpreise zu, und zwar in einem Maße, das durchaus erstaunlich ist. Den Vogel schießt dabei Kakao ab. Der für Schokoholics strategisch so wichtige Rohstoff verteuerte sich seit Jahresanfang um satte 98%. Kaffee der Sorte Robusta kletterte um 42%, die hochwertigere Sorte Arabica um immerhin knapp 22%.
Wichtiger für die Weltwirtschaft sind aber Rohstoffgruppen wie Industriemetalle. Auch hier ging es 2024 bislang kräftig aufwärts: Kupfer verteuerte sich um knapp 24%, wobei wegen der großen Nachfrage nach dem wichtigsten Industriemetall im Rahmen der grünen Transition angesichts eines dann knappen Angebots mittel- und langfristig mit weiteren Preisschüben zu rechnen ist. Nickel zog sogar um mehr als 25% an und Aluminium um 15%. Onshoring und die immer schnellere weltweite Aufrüstung sind ebenfalls Faktoren, die die Nachfrage antreiben, wobei diese oft auf ein relativ unelastisches Angebot trifft.
Von weltweit zentraler Bedeutung sind der Ölpreis, der gemessen an der Sorte Brent seit Anfang Januar um rund 12% gestiegen ist, sowie der Weizenpreis, der ein Plus von 14% verzeichnet.
Eine Reihe von Analysten spricht bereits von einem neuen Superzyklus im Rohstoffsektor, der über mehrere Jahre für Preisschübe sorgen könnte. Damit ist wohl ausgeschlossen, dass es eine nachhaltige Rückkehr zu den ultraniedrigen Inflationsraten früherer Jahre geben wird, und auch das gegenwärtig relativ entspannte Niveau könnte sich als Intermezzo erweisen.