Rückkehr nach Katalonien
Notiert in Madrid
Rückkehr nach Katalonien
Von Thilo Schäfer
Der 1928 gegründete Baustoffkonzern Cementos Molins ist in Katalonien bestens bekannt. Die Mitglieder der Familie Molins haben über die Generationen wichtige Rollen in der katalanischen Wirtschaft, Politik und als Mäzene gespielt. Doch seit den Unruhen um das illegale Unabhängigkeitsreferendum 2017 liegt der Stammsitz des Unternehmens in Madrid. Die Unsicherheit um den Separatismus löste damals einen Massenexodus katalanischer Unternehmen in andere Regionen Spaniens aus. Am Dienstag entschied der Aufsichtsrat von Cementos Molins bei seiner Sitzung am Paseo de la Castellana in der spanischen Hauptstadt die Rückverlegung des Stammsitzes nach Sant Vicenç dels Horts nahe Barcelona. Dabei nutzte das Gremium ein Gesetz, das 2017 eigens für die unsichere Lage in Katalonien eingeführt wurde und den Aufsichtsrat befugt, über eine Verlegung des Stammsitzes zu entscheiden, ohne die Aktionäre zu konsultieren.
Nicht der erste Rückkehrer
Es ist nicht das erste der rund 7.000 Unternehmen, das aus dem Exil zurückkehrt, aber das erste, das an der Börse notiert, mit einem Marktwert von knapp 1,6 Mrd. Euro. Die Freude in katalanischen Wirtschaftskreisen war groß. „Das ist eine großartige Nachricht für Katalonien“, frohlockte Josep Sánchez Llibre, der Präsident des Arbeitgeberverbandes Foment de Treball: „Das ist ein erster Schritt und wir hoffen, dass es nicht der letzte war“. Der Ministerpräsident Kataloniens, Salvador Illa, freute sich ebenfalls über die Rückkehr des Zementfabrikanten. Im August wurde der Politiker der Sozialisten von Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez zum katalanischen Regierungschef und löste damit die Separatisten ab, die seit 2010 an der Macht waren. Diese „Normalisierung“ der politischen Lage in Barcelona hat mehrere Unternehmen zum Umzug bewegt.
In der Familie Molins hatte die Verlegung des Sitzes nach Madrid einen heftigen Streit ausgelöst, der bezeichnend für die verschiedenen Mentalitäten in der katalanischen Wirtschaft ist. Die Pragmatiker um den Vorsitzenden Juan Molins Amat stritten mit anderen Familienmitgliedern, die Sympathien für den Separatismus hegen und gegen den Umzug nach Madrid klagten. Ein (Madrider) Gericht sah alles als rechtens an, da Aufsichtsrat und Hauptversammlung in Madrid tagen, obwohl die Geschäfte weiter von Sant Vicenç dels Horts geführt wurden.
Illa hofft nun auf eine Signalwirkung. „Große Unternehmen kehren nach Katalonien zurück. Wenn wir gut arbeiten, können wir weitere Fortschritte erzielen“, so der Regierungschef in Barcelona. Er hatte sich mit den bürgerlichen Separatisten von Junts auf Maßnahmen geeinigt, um Firmen zum Umzug zu bewegen. Die Forderung nach Strafen für die, die nicht zurückkommen wollen, lehnte er jedoch ab. Davon gibt es noch einige, wie den Energieriesen Naturgy. Auch die Vorstände der beiden großen katalanischen Kreditinstitute, Caixabank und Banco Sabadell, winken auf die regelmäßigen Fragen nach einem Umzug ab, trotz der Normalisierung unter Illa.